Das Konzept des Billard Verbandes Deutschland (BVD) ist seit einigen Wochen online und die Befürworter sowie Gegner beziehen langsam aber sicher Stellung. Innerhalb kürzester Zeit wuchs der angelegte Facebook Account des BVD doch ziemlich stark an und der Artikel Billard Verband Deutschland – Konzept, hier auf Sixpockets.de, wurde mittlerweile ca. 3000 mal gelesen. Aber was folgt nach dem Konzept? Die DBU hat einen neuen Präsidenten und alle haben sich scheinbar wieder lieb. Wofür dann noch ein neuer Verband?
Die Köpfe hinter diesem Konzept haben es meiner Meinung nach verdient, dass man Ihnen zuhört und ein wenig Vertrauen schenkt. Immerhin haben Sie nicht nur geredet und diskutiert, sondern auch was zu Papier gebracht. Dennoch muss die Frage erlaubt sein wie es denn jetzt weiter geht und wie ernst es das Team des BVD meint!
Mein Ansprechpartner für die Öffentlichkeitsarbeit ist Guido Burkhardt. Auch wenn man sicherlich in dieser Phase der Planungen nicht auf jedes Detail eingehen kann, so wird Guido bestimmt viele interessante Antworten auf all die Fragen geben können.
Viel Spaß beim lesen….
Wie habt Ihr (John Blacklaw, Mike Neubert, Christoph Geissler, Ralph G. Eckert, Guido Burkhardt) zusammengefunden?
Guido: Kennengelernt haben wir uns schon vor einer Weile. Wir fühlten uns von Missständen im organisierten Billard genervt. Ebenso war es kaum möglich, sich mal ein umfassendes Bild zu verschaffen. Wenn es Informationen gab, dann nur in homöopathischen Dosen und selten konzentriert. Also haben verschiedenen Leuten miteinander Kontakt aufgenommen und versucht, aus Bruchstücken ein Ganzes zu puzzeln. Das ist bis heute noch nicht abschließend gelungen, weil doch sehr viele Dinge auf kleinem Dienstweg gelaufen sind, aber zumindest war es möglich, die eine oder andere Sache in die Öffentlichkeit zu tragen- nicht immer zur Freude aller.
Das Konzept ist online und Billarddeutschland nimmt es zur Kenntnis. Wie geht es jetzt weiter, was ist Euer nächster Schritt?
Guido: Die Satzung liegt in den letzten Korrekturschleifen und in Kürze werden wir die Eintragung vornehmen lassen können. Das Konzept beschreibt im Wesentlichen unsere Ideologie, die hinter dem Verband steht. Die Grundlagen werden nun in Form einer Satzung niedergeschrieben. Die Arbeit haben wir schon länger aufgenommen, wenngleich das aus strategischen Gründen noch nicht kommunizierbar ist.
Wie beurteilt Ihr das Ergebnis der DBU Mitgliederversammlung Ende Juli?
Guido: Wir haben das erwartet und können die Entscheidung nachvollziehen. Die Billardwelt ist sehr verunsichert, nach allem was wir in den letzten Monaten erfahren haben. In Bochum bot sich die Gelegenheit, in geregelte und ruhigere Fahrwasser zu kommen und die Lage etwas zu entspannen. Das haben viele Vorsitzende und Delegierte nur zu gerne angenommen- in der Ruhe liegt die Kraft. Mit Hagen Goronczy steht nun ein sehr guter Mann an der Spitze. Allerdings hat auch er nur zwei Hände und 24 Stunden pro Tag. Nach unseren Erkenntnissen und Gesprächen wurden da keine ewigen Treueschwüre geleistet, sondern aus einer Notsituation heraus eine Entscheidung getroffen. Not ist aber selten ein guter Einkaufsberater.
Viele Skeptiker gehen bereits jetzt schon davon aus, dass sich das Thema BVD recht schnell wieder erledigt. Was sagt Ihr dazu?
Guido: Das hängt davon ab, wer der Skeptiker ist. Unser Konzept skizziert Szenarien, die die Vorstellungskraft vieler übersteigt. Es bedarf eines gewissen Vertrauens in die Beteiligten, um ihnen zuzugestehen, dass sie das umsetzen können. Wer selbst sehr weit von diesen Themen weg ist, kann sich nicht vorstellen so etwas umsetzen zu können. Ein LKW- Fahrer wird nur schwer das Gefühl visualisieren können, wie es ist einen Porsche zu fahren. Wo er vor einer Kurve auf 30 herunterbremsen muss, um durchzukommen, macht das der Porsche vielleicht mit 120.
Um als BVD irgendwann existieren zu können braucht Ihr die Unterstützung der Landesverbände. Gibt es bereits Signale und wie wollt Ihr das Vertrauen gewinnen? Euer Konzept alleine wird sicherlich nicht reichen!
Guido: Wir werden das Gespräch mit den Landesverbänden suchen, sind aber aufgrund unserer Struktur nicht zwingend auf deren Unterstützung angewiesen. Selbstverständlich ist es unsere erste Wahl, mit den LV einvernehmlich zu arbeiten. Es gab bereits mehrere Kontakte, die mehr oder minder vorsichtig ihr Interesse bekundeten. Die Vorsicht ist geboten, denn niemand aus diesem Personenkreis kann uns und unsere Integrität so recht einschätzen. Die Angst, sich zu früh zu weit aus dem Fenster zu lehnen, scheint spürbar.
Schauen wir mal in die Zukunft. Ich sehe die DBU und den BVD nebeneinander existieren und fühle mich nicht gut dabei. Wie beurteilt Ihr dieses Szenario?
Guido: Aus unserer Sicht völlig entspannt. Wir haben vielleicht den Vorteil, Wettbewerb gewohnt zu sein. Wir sind es auch gewohnt, uns durch Leistung und Servicegedanke vom Wettbewerb abzuheben. Das mag ein kleiner Vorteil für uns sein, denn wir haben keinen Status zu verlieren. Eine Spaltung muss nichts Schlechtes sein, schon gar nicht für die Mitglieder- es werden unterschiedliche Leistungen angeboten werden und das Mitglied kann (hoffentlich) frei entscheiden, welche besser sind. Wer dem nicht gerecht werden kann, wird auf der Strecke bleiben.
Keine Grand Prix Serie, eine Bundesliga ohne jeden Anreiz (und damit meine ich nicht nur Geld), eine DM die an sportlicher Attraktivität verliert und vor allem eines…hohe Kosten für die Spieler und Beteiligten. Man muss schon hart im Nehmen sein um nicht vollkommen frustriert der Pool Billard Szene den Rücken zu kehren. Was sagt Ihr den Spielern und Vereinen zu all den Dingen?
Guido: Unser Konzept spricht Vielen aus der Seele. Die Ideen sind ja nicht grundlegend neu und hätten von jedem aufgenommen werden können. Wir haben es aber getan, weil wir uns nicht von „das geht nicht“- Reden ohne praktische Erfahrungswerte verwirren lassen. Wir wissen, nach welchen Gesetzmäßigkeiten Sponsoren handeln und wollen ihnen zuarbeiten. Damit machen wir uns attraktiv, weil wir im Verhältnis zu anderen Sportarten (noch) billig zu haben sind. Alles andere bleibt zunächst unser Geheimnis. Wir wollen laufende Gespräche nicht belasten.
Wenn man sich sehr stark in der Billardszene bewegt stellt man schnell fest, dass fast alle gar kein Interesse mehr daran haben sich über die Geschehnisse des Dachverbandes zu informieren bzw. auszutauschen. Die Mitglieder des Dachverbandes interessiert die Arbeit des Dachverbandes kaum noch, wirken gelangweilt und auch ein wenig genervt. Ist dieses Problem überhaupt noch zu lösen?
Guido: Relativ einfach sogar, aber nicht mit wenig Arbeit. Den Leuten fehlt jegliche Identifikation. Die DBU war in der Öffentlichkeit nicht existent. Ob das nun daher kommt, dass man den modernen Zeiten nicht mehr entsprechen konnte oder es sogar bewusst wollte, weil man sich so weniger fundierter Kritik ausgesetzt sah, ist nicht wirklich zu beurteilen. Jeder Fußballignorant bekommt mit, wenn Bayern oder Dortmund einen neuen Spieler kauft. Selbst den Verhandlungen kann man sich kaum entziehen, wenn man etwas in die Welt schaut. Bei uns gibt es nur sehr selektiert allgemeine Informationen über Geschehenes oder Aktuelles. Ich bin der Meinung, dass mehr Informationen im Umlauf sein sollten, als die Menschen wollen. Dadurch können sie sich selbst heraussuchen, was sie aufnehmen oder was nicht. Stellt man keine Informationen zur Verfügung, gibt es diese Wahl auch nicht. Ich habe mittlerweile etwas Überblick über die Geschehnisse, man kann sich aber nicht vorstellen, wie viele Quellen man anzapfen muss, um aus Teilinformationen ein Ganzes werden zu lassen. Man möchte schon fast glauben, dass bewusst mit Teilinformationen gearbeitet wurde- selbst bei hochrangigen Funktionären-, um durch Wissensvorsprung die Macht zu erhalten.
Ich kenne sehr viele Spieler und Vereinsfunktionäre die sagen, dass es Ihnen egal ist was passiert! Sie werden niemals überregional (Landesmeisterschaft oder DM) spielen und wollen am Wochenende nur ein wenig Pool spielen. Das kann es doch nicht sein, oder?
Guido: Auch das ist eine Identifikationsfrage. Wir sehen im TV niemanden, dem wir nacheifern könnten. Im Fußball und Tennis, sogar beim Dart sieht das anders aus. Da kopieren die Jungs und Mädels den Übersteiger von Ronaldo oder messen sich an den Würfen von Phil Taylor. Wir haben alle Zutaten: Spieler der Weltklasse, viele Vereine, auch wenn es mehr sein könnten, Thrill, Action und man kann mit recht wenig finanziellen Mitteln einsteigen. Was fehlt ist die TV- Präsenz, einer unserer wichtigsten Programmpunkte.
Eine der größten Aufgaben wird sicher sein das Vertrauen der Sponsoren wieder zurück zu gewinnen. Leider hätten die meisten allen Grund in Zukunft Ihr Geld anderswo zu investieren. Welche Argumente habt Ihr um die Sponsoren wieder ins Boot zu holen und welche Kontakte gibt es bereits?
Guido: Da wir uns BVD genannt haben und nicht DBU, müssen wir kein Vertrauen zurückgewinnen. Darüber hinaus ist Billard keineswegs verbrannt. Es existiert einfach nicht. In der Vergangenheit wurde im Aktionsradius eines Bierdeckels nach Partnern gesucht. Das lag zum einen an der zuweilen eingeschränkten Sichtweise, zum anderen natürlich auch an der mangelnden Zeit. Uns zeigt es, dass die Gesetzmäßigkeiten entweder nicht verinnerlicht waren oder mit falscher Arroganz vorgegangen wurde. Hier wird am Anfang eine sehr devote Haltung wichtig sein, um sich einen Status zu erarbeiten. Sind wir erfolgreich, finden Verhandlungen auf einem anderen Level statt.
Meiner Meinung nach ist die Vermarktung des Pool Billard Sports die wahrscheinlich schwierigste Aufgabe überhaupt. Das Spiel hat das Potenzial zu begeistern, aber nur die Aktiven selbst! Was glaubt Ihr wie Ihr das „Billardfremde“ Publikum gewinnen könnt?
Guido: Man nehme Dart und Snooker als Beispiel, gerne auch Skispringen. Jeder hat es auf unterschiedliche Weise geschafft, Zeiten im TV zu bekommen. Dennoch haben alle eine gewisse Fangemeinde, die selbst nicht aktiv ist. Wir müssen uns fragen, warum das so ist und haben damit die Antwort, wie wir die Erkenntnisse nutzen können. Wir haben das schon getan und unsere Antworten erhalten. Ich möchte die zum jetzigen Zeitpunkt aber ungern teilen…
Ebenfalls ein großes Problem der letzten Jahre war die fehlende Transparenz wenn es um die „ganz wichtigen Dinge“ ging. Wie wird der BVD das lösen?
Guido: Mit einem Pressesprecher, der an chronischer Logorrhöe erkrankt ist. Was kommunizierbar ist, wird kommuniziert.
Natürlich will auch jeder Verein wissen wie hoch die Beiträge innerhalb des BVD sein werden. Habt Ihr da schon was in Vorbereitung?
Guido: Natürlich. Ohne eine finanzielle Grundlage muss man sich mit so etwas gar nicht erst beschäftigen. Wir werden auch nicht schon zu Beginn völlig von Beiträgen losgelöst agieren können. Es ist nicht so, dass die Sponsoren mit dem Scheck in der Hand anstehen. Wir werden aber wohl auch nicht ohne Sponsoren starten, auch wenn die Namen noch bedeckt bleiben. Wir müssen uns etablieren und Leistungsnachweise erbringen. Sportfremde Sponsoren können das Marktpotential noch nicht erschließen, weswegen wir hier Argumente schaffen werden. Zielsetzung ist und bleibt, Billardsport in allen Leistungsklassen attraktiv und bezahlbar zu machen. Ohne zu viel zu verraten, arbeiten wir darauf hin, selbst in der niedrigsten Leistungsklasse den Aufsteigern eine Sportförderprämie zukommen zu lassen. Die Realisierung sieht im Moment ganz gut aus.
Die meisten Spieler und Vereine haben sich mit den Gegebenheiten arrangiert, nur der Nachwuchs kommt derzeit in ein System, was ziemlich abschreckt wenn es um Spitzenniveau geht. Wie sieht Eure Vorstellung von Nachwuchsförderung aus?
Guido: Wir empfinden die Nachwuchsförderung nicht als so schlecht, dass man sie komplett revolutionieren müsste. Das Hauptproblem sehen wir in der Qualifizierung von Trainern im Verein, in der gegenwärtigen Dichte der Jugendspieler und im Übergang zu den Herren. Unserer Ansicht nach ist es wichtig, wieder mehr Jugendliche für den Sport begeistern zu können. Wenn wir sie an den Tisch gebracht haben, ist es wichtig, sie zu behalten. Wir streben an- auch wenn das noch nicht im Konzept steht- in jedem Verein mindestens zwei Trainerassistenten zu haben, deren Qualifizierung für den Verein kostenlos sein muss. Wir sehen das als Investment in unsere Zukunft und deswegen nicht als herausgeschmissenes Geld. Ein paar Sitzungen weniger vor Ort und die gesparten Spesen und Fahrtkosten refinanzieren schon einen Teil davon. Ebenso denkbar ist eine Art fremdfinanziertes Trainercamp. Ob wir nun die Ausbildung den DOSB- Richtlinien unterwerfen oder eigene erstellen, werden Gespräche mit erfahrenen Trainern unterschiedlichster Gattung zeigen. Einen der besten der Welt haben wir ja im Team.
Ich bin sehr optimistisch was den BVD angeht, hab aber die Angst das es erneut ein unüberschaubares, kaum zu kontrollierendes „Konstrukt“ wird. Nehmt mir doch bitte meine Angst 🙂
Guido: Da Billard im Moment noch kein existentiell wichtiger Teil des Lebens der Meisten ist, sollte Angst überhaupt nicht vorhanden sein.
Viele der aktuellen Passi sind Kontrollinstrumente. Andere wiederum ein Leitfaden, warum wer was zu tun hat, um etwas zu bekommen. Grundsätzliche Regelungen sind unumgänglich- sie definieren die Kompetenzen und Abläufe. Ohne die kommt man auch nicht aus, wenn mehrere Menschen etwas Gemeinsames tun wollen. Speziell im Bereich der kontrollierenden Ordnungen, wollen wir abspecken, ohne die Fremdkontrolle aufzugeben, sie sogar zu verschärfen. Bisher gab es Regelungen, die einen gewissen interpretativen Spielraum ließen. Böse Zungen behaupten, dies sei so gewollt: Dem Nichteingeweihten Sicherheit implizieren, dabei aber schon im Kopf haben, wie man den Spielraum ausnutzen kann. Mit unserem Aufsichtsrat geht so etwas nicht mehr, denn der kann beurteilen, wann Regelungen gebeugt werden und wann nicht. Sieht er, dass eine Aktion nicht im Sinne des Sports stattfindet, bremst er per Veto aus, was nicht passt. Das birgt natürlich auch die Gefahr, dass wichtige Dinge, über die Meinungsverschiedenheit herrscht, ausgebremst werden, aber das gehört zur Demokratie. Wir betrachten den Aufsichtsrat als einen strengen, aber berechenbaren Vater, der um die Entwicklung seines Kindes bemüht ist, aber vor Gefahren schützt.
Könnt Ihr Euch vorstellen Euer Konzept in der DBU zu integrieren bzw. mit der DBU zusammenzuarbeiten oder spielt das in Euren Planungen keine Rolle?
Guido: Der Name DBU mag verbrannt sein. Außerdem ist er mit vielen Altlasten finanzieller und vertraglicher Art belegt, die Handlungsspielräume einengen und darüber hinaus viel Energie und Geld kosten. Wir wollen das Geld lieber in den Sport stecken, als fragwürdige Vertragswerke mit noch fragwürdigerem Gegenwert zu bedienen. Allerdings gibt es schon die eine oder andere Personalie, auf die wir schielen…
Ein Dachverband mit diesen Mitgliederzahlen lässt sich nicht mehr mit ehrenamtlichen Mitarbeitern bewältigen! Eure Meinung?
Guido: Das sehen wir genauso. Entsprechendes haben wir auch schon im Konzept verlauten lassen. Es wird vermutlich nicht von Anfang an möglich sein, alle Funktionäre mit regelmäßigem Tagesgeschäft fest anzustellen, aber die Zielsetzung läuft da hin.
Habt Ihr keine Bedenken mit der „Idee“ des BVD zu scheitern?
Guido: Nein! Keine Bedenken oder Befürchtungen. Wir sind überzeugt von dem, was wir tun und erfahren genug, um die Wahrscheinlichkeiten abschätzen zu können. Aber wir sind auch realistisch genug, um ein Scheitern in Betracht zu ziehen. Das hätte für uns allerdings keine existenziellen Konsequenzen, weswegen wir da ohne Furcht drangehen.
John Blacklaw und Du Ihr seid ja bereits seit langer Zeit sehr aktiv auf der Internetplattform Billard-Aktuell.de. Die „neuen“ Medien werden immer wichtiger im Bezug auf den Kontakt zur Basis. Leider wurde in der Vergangenheit zu wenig Wert auf die Stimme des „Volkes“ gelegt. Wie seht Ihr das?
Guido: Wenn jemand selbständig Dinge entscheidet, kann er nicht damit rechnen, dass die jeder mitträgt. In der Vergangenheit waren sehr oft Personen am Werk, die gefühlte Jahrzehnte keinen Queue mehr in der Hand und jeglichen Bezug zur Basis verloren hatten. Man hatte das Gefühl, dass sich gewisse Personen nur noch im Kreis der Ihren bewegten und Außenstehende nur als mögliche Stimme für oder gegen ein Vorhaben betrachteten. Wer mitten im Billardleben steht, wird es sich nicht leisten können, auf Dauer unpopuläre Entscheidungen zu treffen, deren Nutzen fragwürdig ist. Diese Machterhaltungsmittel haben vor dem Beginn des Computerzeitalters und der damit einhergehenden Globalisierung bestens funktioniert. Die Informationsquellen waren eingeschränkt und Informationen konnten gezielt zurückgehalten werden- wenn man das wollte. Entsprechend hat sich kaum einer getraut aufzustehen, da die Meisten zu wenige Argumente kannten, um qualifiziert kritisieren zu können. Wir Menschen machen uns da erst mal selbst ein schlechtes Gewissen, weil wir glauben, wir hätten uns nicht darum bemüht und damit jedes Recht auf Kritik verwirkt.
Es sei allen gesagt: „ Kein schlechtes Gewissen bitte. Selbst wenn ihr gewollt hättet, wären keine Informationen gekommen.“ Auch die einzuhaltenden Ketten sind an der Realität vorbei konstruiert. Will ich als Normalsterblicher etwas erfahren, muss ich eine Hierarchie ehrenamtlicher Zwischenstationen durchlaufen, die Verzögerungen nur zu leicht mit der knappen Zeit des Ehrenamts begründen können. In sehr vielen Fällen hat die Information so lange gedauert, dass sie nicht mehr aktuell war oder sie ist komplett versickert.
Was plant Ihr in Zukunft wenn es um Öffentlichkeitsarbeit geht?
Guido: Das soll noch etwas unser Geheimnis bleiben. Was wir verraten können: Es soll in Zukunft keine Besonderheit sein, wenn Billard in den Medien gezeigt oder besprochen wird. Wir werden natürlich die neuen Medien nutzen, um auf uns aufmerksam zu machen, aber das Bereitstellen von Informationen ist nur ein Teil des Ganzen. Bei der Vielzahl an Informationen jeden Tag, gibt es andere Herausforderungen zu meistern. Wir wissen aber, wie diese sind und wie man damit erfolgreich arbeitet. Seit unserem offiziellen „coming out“ sind gerade mal wenige Wochen vergangen und es ist hoffentlich erkennbar, was schon ohne finanzielle Mittel und in Teilzeit machbar ist.
Wenn Ihr einen Wunsch für Billarddeutschland frei hättet, welcher wäre das?
Guido: Wir schaffen den Sprung ins nächste Jahrtausend. Billard krankt überall auf der Welt und wir schaffen es, sozusagen mit Vorbildcharakter, den Billardsport auf der ganzen Welt in Bewegung zu bringen. Wir sind weit populärer als viele ausgetragene Sportarten bei Olympia und sollten den Stellenwert auch in der Öffentlichkeit haben, auch wenn Olympia nicht unser Ziel mit Prio 1 ist. Wenn alles funktioniert, kommt das von ganz alleine. Ich glaube schon, dass wir intensiver und zahlreicher fesseln können, als z.B. Synchronschwimmen.
Und zu guter Letzt ein Statement zu Sixpockets.de!
Guido: Muss man Tempotaschentücher oder Mercedes erklären? Wer in der Billardszene eine gewisse Internetaffinität hat, kommt ohne Sixpockets für die Informationen und das BA für deren Kommentierungen nicht aus, wenn er sich informieren will. Mit der Touch ergänzt, um auch etwas zu haben, das man vorm Schlafengehen konsumiert, hat man schon sehr viele Informationen- wenn man sie denn will. Eine hervorragende Idee und eine ebenso hervorragende Umsetzung, an der ich auch mit viel Mühe nichts zu kriteln habe. Chapeau an Dich und Deine Energie…
Ich möchte mich recht herzlich für das Interview bedanken und bin gespannt auf die nächsten Monate. Ich wünsche Euch viel Erfolg und drücke ganz fest die Daumen. Vielleicht sieht die Pool Billard Welt in Deutschland bald etwas positiver aus!
Weitere Links sowie das angesprochende Konzept des BVD: Billard Verband Deutschland – Konzept