In den nächsten Monaten wird es einige Interviews mit Pool Billard Spielern geben, die seit vielen Jahren zu den besten Spielern in ganz Deutschland zählen. Es gibt unzählige hochinteressante Spieler und Spielertypen da draußen und einige davon sollen die Möglichkeit bekommen, etwas über sich und Ihr Leben in der Pool Billard Szene zu berichten. Was all diese Spieler gemeinsam haben ist Ihre Konstanz, denn Sie zählen in der Pool Billard Bundesliga über Jahre hinweg zu den sehr erfolgreichen Ihrer Zunft. Leider wird diesen Spielern oft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Doch, wenn man bedenkt, das diese Spieler bereits seit vielen Jahren zur erweiterten deutschen Spitze zählen, ist es an der Zeit diese großartigen Pool Spieler ein wenig mehr in den Fokus zu rücken. Leider wird heute zumeist nur über die absoluten Topstars der Szene gesprochen. Doch diese Leute bilden die sehr starke „zweite Reihe“. Alle haben sich frühzeitig für einen anderen Lebensweg entschieden und Pool Billard ist bei fast allen eben nur ein Hobby. Und dennoch sind Sie alle imstande zu jeder Zeit die Besten der Welt zu schlagen.
Mein erster Interviewpartner ist mein guter Freund Klaudio Kerec vom BSV Wuppertal (1. Bundesliga). Klaudio spielt seit vielen Jahren in den Mannschaften zu denen er gehört eine führende Rolle und auch bei vielen Turnieren ist er stets ein Siegkandidat. Wie viele andere auch geht Klaudio seiner Arbeit nach und ist Ehemann sowie Vater von zwei Kindern, somit weiß man seine Leistung noch besser einzuschätzen. Er wird in der Billardszene sehr geschätzt, respektiert und geniest einen ausgesprochen guten Ruf. Klaudio ist 37 Jahre alt und jeder der ihn ein wenig kennt weiß um seinen Faible für Queues und Material im Allgemeinen. Er selber spielt ein sehr edles Queue aus der „Queueschmiede“ von Markus Dienst in Frankenthal. Sein Arthur Queue gehört zu den schönsten das mir persönlich je in die Finger gekommen ist. Er hat sich in den letzten Jahren den Spitznamen „Mr. Break“ oder „The Punisher“ erarbeitet, zurecht….sein Break gehört ganz sicher zur absoluten Weltklasse! Dieses Interview ist bei Klaudio daheim entstanden. Eine überaus sympathische Familie und ein mehr als gemütliches Zuhause, und eine Katze, die sich quasi den ganzen Tag keinen Zentimeter bewegt hat 🙂 Nach etwa 8 Stunden des Diskutierens und Fachsimpeln ging ein sehr schöner Tag zu Ende.
Viel Spaß beim Lesen!
Um einen guten Einstieg zu finden, erzähl uns doch kurz etwas über Deinen Pool Billard Werdegang. Was waren bislang die wichtigsten Eckpfeiler Deiner Pool Billard Zeit?
Klaudio: Bereits seit Kindesbeinen, im Alter von ca. 12 Jahren, hab ich mit meinen Eltern ein wenig Billard gespielt. Im Urlaub in Kroatien hat man hin und wieder mehrere Stunden gespielt und bereits dort hat mich das Fieber ziemlich gepackt. Dennoch hatte Pool Billard wenig Platz in meinem Leben, da ich bereits vereinsmäßig Tischtennis gespielt habe. Ein guter Freund hat mich irgendwann mit in einen Pool Billard Verein genommen und von da war es um mich geschehen. Aufgrund von Rückenproblemen musste ich leider mit dem Tischtennis aufhören und widmete mich fortan dem Pool Billard. Nach ca. 2-3 Monaten des intensiveren Spielens konnte ich bereits mit einigen der Besten Spieler des Vereins mithalten. Nach 3 Jahren in der Verbandsliga fasste ich den Entschluss in einen anderen Verein zu Wechseln aufgrund mangelnder Entwicklungschancen. Mein Weg führte mich zu einem Billardverein, der sich „Die Pinguine“ nannte. In Übach-Palenberg 🙂 Bei den Aufstiegsspielen in die Oberliga wurde ich von einem gewissen Andreas Vondenhoff gefragt ob ich denn nicht beim PBC Düren-Nord in der 2. Bundesliga spielen möchte. Der Reiz mit einem Andreas Vondenhoff und Thomas Engert in einer Mannschaft zu spielen war einfach sehr groß. Die folgende Saison in der Bundesliga mit 21 Jahren war sehr erfolgreich, wir wurden ungeschlagen Meister und stiegen dadurch in die 1. Liga auf. Während meiner Zeit in Düren wurde wir auch Deutscher Meister im Pokalmannschaftswettbewerb 1996/97. Nach 8 Jahren beim PBC Düren-Nord führte mich mein Weg zu den Blues Brothers nach Bergisch-Gladbach unter dem Motto: „Mission Bundesliga“, da dieser Verein zu der Zeit in der Oberliga spielte. Die Mannschaft bestand aus Markus Dahm, Thomas Seiffert, Emrah Güvenc, Andreas Bartsch und mir. Diese Mission wurde erfolgreich abgeschlossen mit dem Aufstieg in die Bundesliga. Leider fiel die Mannschaft nach 3 Jahren auseinander und ich landete bei der Gelben Eins in Wuppertal. Dort spielte in zusammen mit Dirk Paulus, Kevin Becker und Dominik Gellhaus in der Regionalliga. Nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga spielte ich dann mit Stefan Nölle, Marco Litwak und Dominik Lorch. Bereits in der aktuellen Saison wurden wir Meister und stiegen direkt in die höchste deutsche Spielklasse auf.
In all den Jahren hab ich natürlich auch viele Turniere gespielt, allerdings nicht so viele, wie es gerne gemacht hätte. Mein erster größerer Einzelerfolg war 1998 oder 1999 in Witten mit einem 3. Platz bei Anwesenheit der kompletten deutschen Elite. Der spätere Sieger war Oliver Ortmann. 1999 gewann ich die Dutch Open im holländischen Sittard im Finale gegen Christian Weigoni. Nach einem 5. Platz bei einem Euro-Tour Event mit 256 Teilnehmern in Neuwied war ich etwas enttäuscht, dass ich den Einzug die Vorschlussrunde nicht geschafft habe, da ab dem Halbfinale das Deutsche Sport Fernsehen die Partien aufgezeichnet hat. Leider verlor ich gegen Tom Storm aus Schweden etwas unglücklich mit 6-9. Es folgten einige 3. Plätze bei German Grand Prix’s und zu erwähnen ist sicherlich der Sieg beim Gold Crown Cup in Alsdorf 2009, wo ich Ralf Souquet im Halbfinale bezwungen habe. Es gab sicherlich noch weitere unzählige kleinere Events, die ich gespielt habe und bei Denen ich recht erfolgreich abgeschnitten hab.
Pool Billard Spieler haben selten andere Hobbys, wie schaut das bei Dir aus?
Klaudio: Hm…leider bleibt neben dem Alltag recht wenig Zeit. Früher hab ich hin und wieder Tennis gespielt, aber von einem echten Hobby kann ich nichts erzählen.
Wie schaffst Du es Dein Familienleben, Deinen Job und das sehr zeitintensive Hobby unter einen Hut zu
bringen?
Klaudio: Ich habe eine sehr verständnisvolle Partnerin die mir sehr viel Freiraum gewährt, um dem Pool Billard nachzugehen. Mein Job als Außendienstler erlaubt es mir zudem meine Zeit etwas freier einzuteilen. Die Zeit für mein Training muss ich mir schon genau einplanen, meistens bin ich abends unterwegs oder ich verbringe einige Zeit an meinem eigenen Pool Tisch.
Was war Dein herausragendes Pool Billard Erlebnis in den letzten ca. 15 Jahren?
Klaudio: Eigentlich ist das herausragendste in den letzten 15 Jahren das ich immer noch ganz viel Leidenschaft für das Spiel verspüre, auch wenn meine Trainingszeiten deutlich nach unten gegangen sind. Und natürlich sind die Siege und Erfolge mit der Mannschaft immer besonders schön und hinterlassen einen bleibenden Eindruck.
Was sind Deine Ziele in den nächsten Jahren? Hast Du einen bestimmten Traum?
Klaudio: Ich hoffe das mir der Spaß am Spiel erhalten bleibt, auch wenn man in Billarddeutschland schnell den Spaß verlieren kann 😉 Natürlich träume ich davon vielleicht irgendwann mal in den Staaten einige Turniere zu spielen.
Mit ein wenig Feinschliff und etwas mehr Trainingsstruktur könntest Du noch viel mehr aus Dir heraus holen. Wo siehst Du bei Dir persönlich noch Verbesserungspotenzial?
Klaudio: Ich denke, dass ich im mentalen Bereich noch einiges aufzuholen hab, der Erwartungsdruck wird halt leider nicht geringer. Würde ich meine Zeit deutlich effektiver nutzen, könnte ich mein Level ganz sicher noch ein gutes Stück erhöhen.
Du spielst in der nächsten Saison erneut in der 1. Bundesliga für den BSV Wuppertal. In den letzten Jahren habt Ihr trotz einer sehr guten Truppe immer gegen den Abstieg gespielt. Was nimmst Du Dir für die kommende Spielzeit vor?
Klaudio: Gewinnen, Gewinnen 🙂 Ich möchte in der neuen Saison für die Mannschaft und den Verein sehr gutes Billard spielen, um das maximale zu erreichen. Das Ziel ist natürlich der Klassenerhalt mit meiner Truppe in der 1. Bundesliga.
Wenn Du jetzt Fußballspieler wärst und Du ca. 3 Millionen netto bei deinem Club verdienen würdest und ich würde Dich fragen, warum Du Dich für den BSV Wuppertal entschieden hast? Dann würdest Du sicher antworten: „Wuppertal ist die schönste Stadt der Welt und ich hab bereits als Kind davon geträumt für diesen außergewöhnlichen Verein zu spielen!“ Nun, wie sieht Deine Antwort aus 🙂 ?
Klaudio: Tja Wuppertal ist die schönste Stadt der Welt… 🙂 Nein, Spaß beiseite. Trotz anderer Angebote hab ich mich für den BSV Wuppertal entschieden aufgrund einer sehr guten
Vereinsstruktur und einer deutlichen Zielsetzung des Vereins. Natürlich spielt auch das menschliche innerhalb der Mannschaft eine Rolle, tolle Leute und ein toller Verein….Absolut Professionell!
Der BC Oberhausen und der BSV Dachau werden die Deutsche Meisterschaft in der neuen Saison wohl unter sich ausmachen. Wie denkst Du über beide Teams?
Klaudio: Das sie die Deutsche Meisterschaft unter sich ausmachen steht erstmal in den Sternen, aber es ist vieles möglich, auch wenn beide Teams sicherlich zu den Favoriten zählen. Von den Aufstellungen her kann man schon davon ausgehen. Der BC Oberhausen ist über Jahre eine perfekt eingestellte Mannschaft mit einem gewissen finanziellen Background. Den man aber auch braucht um in der 1. Bundesliga um die Meisterschaft mitspielen zu können. Der BSV Dachau steht dem ganzen in nichts nach, wenn man sieht, was sich dort in der neuen Saison tut. Mit David Alcaide und Albin Ouschan als Neuzugang kann man dort auch nicht gerade von Stillstand sprechen.
Du hast in den letzten Jahren mit dem BSV Wuppertal einige Male in Dachau gespielt. Wie ist es dort als Auswärtsteam auf die Pooligans zu treffen 🙂 Macht Dir diese Art der Pool Billard Atmosphäre Spaß?
Klaudio: Was mir total auf die Nerven geht, ist diese flüsterleise Atmosphäre an fast allen Spieltagen, ich mag es schon, wenn mehr Stimmung von außen kommt. Es gibt nichts Schlimmeres als diese „Friedhofsatmosphäre“! Das ganze muss Spaß machen und muss auch so verkauft werden, auch wenn die Pooligans hin und wieder über das Ziel hinaus schießen. Immerhin befinden wir uns in geschlossenen Räumen 😉 Aber grundsätzlich sind die Pooligans eine absolute Bereicherung. Ich war angenehm überraschend, wie wenig störend es ist, es ist eher ein Ansporn für alle Beteiligten.
In den letzten Jahren wurde viel experimentiert in der deutschen Pool Billard Bundesliga. Ein ständiges Hin und Her, was die Spielsysteme angeht und gescheiterte Versuche den Mannschaftssport zu vermarkten. Wir sollten uns damit begnügen die Attraktivität der Bundesliga ein wenig zu steigern und die Mannschaften mehr in den Fokus zu rücken. Wie könnte das funktionieren?
Klaudio: Ganz wichtig wäre es das ein Doppel eingeführt wird. Ich kenne keine Einzelsportart, die als Mannschaftssportart betrieben wird, in der es keine Doppel gibt. 14.1 sollte man komplett aus dem System streichen, weil es für Spieler und Zuschauer doch zu langweilig geworden ist. Der Zeitfaktor spielt natürlich auch eine Rolle, wir brauchen keine Marathonspieltage von 6-7 Stunden und das ganze muss gebündelter rüber kommen. Für Spieler und die wenigen Zuschauer ist es oft deutlich zu lang.
In der kommenden Spielzeit spielen wir nach DEINEM System in der Bundesliga, wie sieht das aus?
Klaudio: Ich habe mir wie viele andere schon oft darüber Gedanken gemacht. Mein System sehe wie folgt aus. 14.1 muss raus und ein Doppel muss rein. Die Mannschaft besteht grundsätzlich aus 4 Leuten um die aktuellen Mannschaftsplanungen nicht auseinanderzureißen. In der 1. Runde spielen alle 4 Spieler die selbe Disziplin, nämlich 8 Ball bis 6 mit Winnerbreak. Dann folgt die mittlere Runde, in der zwei 9 Ball Doppel gespielt werden mit Wechselstoß und Winnerbreak auf 6 Gewinnspiele. Und dann halt eine abschließende Runde 10 Ball, dies ist meiner Meinung nach das Spiel, womit Pool Billard sich am besten Identifizieren kann. Es ist einfach die Fairste und Anspruchsvollste aller Disziplinen. Auch in dieser Runde spielen alle Spieler auf 6 Gewinnspiele, aber mit Wechselbreak. Aufgrund der ersten beiden Runden mit Winnerbreak wird sich das ganze um etwa 4 Stunden bewegen. Vielleicht sollte man auch unter gewissen Umständen über eine Shot-Clock nachdenken. Ganz wichtig wäre eine Aufstockung der 1. Bundesliga auf 12 Teams. Was gut wäre, wäre ein Playoffsystem für die ersten 4 Teams und natürlich auch für die letzten 4 Teams, die um den Abstieg spielen. Somit könnte man die ersten 4 Teams der Saison bei der Deutschen Meisterschaft gegeneinander den Titel ausspielen lassen. Damit würden auch die Mannschaften eine höhere Aufmerksamkeit erfahren.
Lass uns doch etwas ändern! Was wären die ersten 3 Dinge, die Du in Billarddeutschland ändern würdest, wenn Du könntest?
Klaudio: 1. Revolution 🙂 Die Billardspieler sollten endlich mal Ihre eigene Stimme benutzen. Was wir brauchen, sind klarere Strukturen, was einer Abschaffung des Dachverbandes und aller Landesverbände gleichkäme. Es muss deutlich einfacher aufgebaut sein. Das ganze etwas eingestaubte Funktionärswesen ist doch völlig undurchschaubar und es dreht sich nicht mehr um das Spiel. Es stellt sich nach außen so dar, als ob es sich nur noch um Machtkämpfe der einzelnen Funktionäre und eigene Interessen dreht. Brauchen wir wirklich diesen ganzen Ballast wie die Möglichkeit vielleicht einmal an Olympia teilzunehmen oder diese Bindungen an irgendwelche anderen unnützen Dinge die dem Spiel und den Spielern mehr Schaden als Nützen. Meiner Meinung nach hat Pool Billard bei Olympia nichts verloren, das wäre so als ob Poker auch olympisch werden würde. Nun, man stelle sich vor eine Sportart wie Ringen wird aus dem olympischen Programm genommen und dafür kommt Pool Billard hinzu…ist doch irgendwie albern 😉
2. Die Deutsche Meisterschaft ist im Herrenbereich das Uninteressanteste überhaupt! Man muss sehr viel Zeit und Geld investieren, um dort mitzuspielen und im Gegenzug gibt es keinerlei Anreize. Bis auf den Titel gibt es nichts zu gewinnen und dieser ist noch nicht mal besonders aussagekräftig, da nicht die besten Spieler des Landes dort teilnehmen. An der Deutschen Meisterschaft wird nur von Spielern teilgenommen, die sie sich leisten wollen und von Spielern die es spielen müssen. Ich möchte die DM nicht kaputt reden, in der deutschen Turnierlandschaft sollte die DM das absolute Highlight sein und nicht eines der uninteressantesten Events des Jahres. Man könnte mit deutlich weniger finanziellen Aufwand viel mehr auf die Beine stellen.
3. Vielleicht sollte man mehr auf die großen Café Betreiber eingehen, weil es dort die meiste Laufkundschaft gibt. Dort muss es ein größeres Miteinander geben, anstatt diesen Leuten nur Steine in den Weg zu legen. Damit auch vielleicht wieder eine Grand Prix Serie auf die Beine gestellt werden kann ohne diesen ganzen Druck der kaum zu erfüllenden Auflagen. Des Weiteren ist das bereits des Öfteren kommunizierte Modell der Spielerlizenz sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Denn daraus könnte man zusätzliche Gelder generieren, die eins zu eins in den Sportbetrieb fließen sollten. Und damit meine ich keine Aufwandsentschädigungen oder dergleichen, sondern das Geld soll bis in die unteren Spielklassen durchgereicht werden, um auch dem Nachwuchs mehr zu fördern.
Wenn Du den Verantwortlichen des deutschen Pool Billard Dachverbands etwas ins Ohr flüstern könntest, was wäre das?
Klaudio: Und welche Leute sind das? Ich kenne die meisten ehrlich gesagt nicht 😉 Die Verantwortlichen sind nicht nah genug an der Basis, um wirklich genau zu wissen, was die Spieler bewegt. Das was ich sagen würde wäre: „Euer Engagement in allen Ehren, aber was wollt Ihr groß verändern, wenn die Strukturen so festgefahren sind!“
Glaubst Du daran das sich die Dinge in Billarddeutschland positiv verändern werden oder halten sich Deine Erwartungen wie bei vielen anderen auch in Grenzen?
Klaudio: Nein, nicht unter diesen Umständen, die scheinbar herrschen.
Wie beurteilst Du die deutsche Turnierszene? Es gibt recht viele größere Events und zig sehr gute Hausturniere. Eigentlich ist doch alles im grünen Bereich, oder?
Klaudio: Zu klein, viele Turniere sind kaum planbar, weil die meisten Termine aufgrund von „Verbandsterminen“ blockiert sind. Die paar Turniertermine die frei sind werden oft doppel und dreifach belegt. Dadurch nehmen sich die Veranstalter die Teilnehmer gegenseitig weg. Schön das es viele Hausturniere gibt bei denen sich viele Turnierspieler treffen und duellieren können und dort ein gewisses Billardleben stattfindet. Eigentlich spielt sich ein Großteil des Billardlebens in jeglicher Form auf den Hausturnieren die fast wöchentlich stattfinden ab. Z.B. das Fachsimpeln über Material oder Austausch von Neuigkeiten.
Meiner Meinung nach brauchen wir dringend eine Deutsche Rangliste, wie würdest Du diese Organisieren bzw. nach welchen Kriterien soll sie zusammengestellt werden?
Klaudio: Ich würde eine Rangliste erstellen in der alle Ergebnisse der Spieler einfließen, aus der Mannschaft und von den Turnieren. Natürlich müsste man über die genaue Punkteverteilung diskutieren, aber es wäre sicherlich interessant zu sehen, wie diese am Ende des Jahres aussieht.
Du selber spielst etwa 6-8 Hausturniere im Monat? Was macht für Dich den Reiz dieser Turniere aus?
Klaudio: Wie bereits vorhin erwähnt, spielt sich das überwiegende Billardleben bei diesen Hausturnieren ab und nebenbei ist jeglicher Wettkampf ein sehr gutes Training für mich.
Wie sehr interessiert Dich als Pool Billard „Verrückter“ die internationale Turnierszene, verfolgst Du das und bei welchem Turnier würdest Du gerne einmal dabei sein?
Klaudio: Ganz klar die US Open oder die Derby City Classic. Das ist für mich Billard in reinster Form. Oder die China Open wären ebenfalls ein Highlight. Vielleicht noch eine WM 🙂
Lass und kurz über die WPBL und Bonus Ball reden. Hast Du die World Professional Billiard League verfolgt und was sagst Du zu dieser neuen Pool Billard Variante?
Klaudio: Grundsätzlich ein toller Versuch, sehr schön arrangiert. Schicke Trikots, tolle Arena, viele Topstars der Szene. Ein sehr guter Ansatz, aber muss man eine neue Disziplin erfinden!? Eigentlich ist diese ja bereits da, mit 10 Ball oder 9 Ball wären die Chancen größer gewesen.
Natürlich beobachtest Du viele der besten Spieler auf der Welt. Was sind in Deinen Augen die wichtigsten Faktoren, um in der Weltspitze dauerhaft mitspielen zu können?
Klaudio: Mentale Stärke, Professionalität. Man muss das Ganze als Beruf betrachten. Das beste Beispiel ist sicherlich Ralf Souquet. Allgemein betrachtet braucht man sicher ein ganz großes Ego und sehr viel Selbstvertrauen!
Wir basteln uns den perfekten Pool Billard Bundesligaspieler, der in der abgelaufenen Saison in der 1. oder 2. Bundesliga gespielt hat 🙂 In den folgenden Bereichen nennst Du mir bitte Deine Favoriten:
Klaudio:
- Mentale Stärke: Andreas Roschkowsky
- Kreativität: Niels Feijen
- Ausstrahlung: Oliver Ortmann
- Break: Stefan Nölle
- Stoß: Ralf Souquet
Kommen wir zu Deinem Lieblingsthema, dem Material 🙂 Jeder der Dich kennt weiß um Deinen Faible für jede art von Pool Billard Zubehör und Material. Was
ist es, was Dir soviel Freude daran macht?
Klaudio: Wenn es um Queue`s geht, mag ich das probieren, dass bestaunen der Arbeit des Queuebauers. Ich bin der festen Überzeugung das gutes Material spielunterstützend wirkt, gutes Material ist wichtig. Und alle weiteren Gimmicks probiere ich gerne, um den Nutzen zu erfassen. Ich bin für alles offen, egal ob es Leder, Kreide und alle weiteren Zubehördinge sind. Jeder, der sich Gedanken über den Entwurf von Zubehör gemacht hat, hat es auch verdient das man versucht es objektiv zu betrachten.
Du spielst seit Jahren ein von Dir selbst designtes Queue von Arthur Queue. Und das aus Überzeugung, und nicht weil Du mehrere Tausend Euro im Jahr damit verdienst. Wenn man sich mit Dir unterhält, kauft man Dir sofort ab das Du die Queues von Markus Dienst nicht nur pushen willst. Was macht diese Queues so besonders?
Klaudio: Das Schöne ist, dass man bei einem Custom Cue Maker zumeist seine Wünsche und seine Individualität umgesetzt bekommt. Markus Dienst ist ein absoluter Perfektionist und wenn man sich eine Weile mit Ihm unterhält, registriert man wie positiv verrückt er ist 🙂 Die handwerkliche Umsetzung sucht seinesgleichen, vielleicht gibt es eine Handvoll Leute auf der Welt, die dieses Niveau bringen können. Was soll ich sonst noch sagen, es spielt sich super und es ist auf mich zugeschnitten von der Optik und vom Spielverhalten her. Nebenbei kann ich noch meine individuelle Seite präsentieren. Und wenn ich mir schon eine Streitaxt bauen lasse, dann soll sie auch aus einer der besten Queueschmieden der Welt kommen 🙂
Hätte ich ein Produkt anzubieten, wärst Du für mich der perfekte Werbeträger! Welches Produkt hat Dich in den letzten Jahren besonders beeindruckt und wieso?
Klaudio: Den meisten Eindruck hat sicherlich der Markt der Pomeranzen gemacht. Da gab es viele Verbesserungen, die einem das Leben deutlich leichter gemacht haben, zu nennen wäre da z.B. Kamui. Im Bereich der Mehrschichtleder hat diese Firma extrem viel bewegt. Seitdem hat meine Suche aufgehört.
Jeder kennt diese Videos in Denen die Spieler Ihr Material zeigen, meistens heißen die „What`s in your Case!“ Ich denke bei Dir lohnt sich ein Blick in die Tasche aber so was von, wenn Du uns lässt 🙂
Klaudio: Das Billardspieler Survival Pack 🙂 bestehend aus: Arthur Spielqueue gebaut aus Ebenholz, Elfenbein, Silber und Snakewood. Das Griffband ist Lizardskin inkl. zweier Vollholzoberteile. Natürlich mit den passenden Gewindeschonern. Arthur Breakqueue, angelehnt an das Design des Spielqueues. Ein Hauber Jump Cue mit eigener Jumptip Konstruktion. Sneaky Pete von Tim Scruggs und ein McDermott I2 Shaft sowie ein Tiger X Pro. Dann hab ich noch ein Sledgehammer von Gulyassy Custom Cues. Und natürlich eine Extension für das Spielqueue und für das Jumpqueue. Ganz wichtig ist der Glücksbringer von meinen Töchtern, das rosa Schweinchen. Eine Ausgabe von „Inner The Game“, noch nicht komplett gelesen. Damit auch an der mentalen Schwäche gearbeitet werden kann. Handtuch von Arthur Queue plus Visitenkarten 😉 Queuehalter mit Name und „Oma“ Aufsatz. Ein TipPik (Original). Ein wenig Kreide, alles was das Herz begehrt. Magic Ball Rack kompletter Satz sowie Talkum und zwei Schleifladen. Und ein Magic Cloth (gibt es das noch :-)). Naja, die ganzen anderen Kleinteile sind nicht der Rede wert. Alles in allem eine Menge Zeug, was ich mit mir durch die Gegend schleppe.
Ein Anfänger fragt Dich welche Spieleigenschaften ein gutes neues Einsteiger Queue haben soll, was antwortest Du ihm?
Klaudio: Wie viel möchtest Du investieren wäre meine erste Aussage 🙂 Ich würde ihm ein „Ehrliches“ Queue empfehlen. Da könnte man ein Joss oder Lucasi nehmen, weil die Preis Leistung einfach passt mit ausreichenden Spieleigenschaften. Na klar könnte man da sicher auch noch andere empfehlen und sollte das Geld keine Rolle spielen ist der Weg zum Custom Cue Maker fast unumgänglich.
Ich geb Dir ein paar Worte/Namen/Begrifflichkeiten/Aussagen vor und Du sagst mir, was Dir spontan dazu einfällt.
- Der BSV Wuppertal steigt in die 2. Bundesliga ab! Klaudio: (Lautes Lachen 🙂 ) nicht wenn ich es verhindern kann!
- US Open 9 Ball! Klaudio: Will ich gewinnen!
- Das Scotty’s in Krefeld! Klaudio: Toller Laden!
- Qpod! Klaudio: GEIL 🙂
- Ein Döner in Düsseldorf morgens um 4 🙂 ! Klaudio: Es gibt nichts Besseres 🙂
Und zu guter Letzt bitte ein Statement zu Sixpockets.de!
Klaudio: Absolut informative Seite, dort ist auch ein positiv Verrückter am Werk 🙂 Wenn sich jemand interessiert was allgemein in der Billardwelt passiert, findet er es auf Sixpockets.de. Kompliment an dich als Betreiber zu diesem stets aktuellen Portal!
Ich bedanke mich für das sehr ausführliche Interview und den sehr schönen und spannenden Tag. Du bist ein toller Kerl und ich bin Stolz darauf Dich einen Freund nennen zu dürfen. Dennoch möchte ich Dich Bitten Eurer Katze ein Jahresabo im Fitnessstudio zu schenken, und wenn es mal mit dem Pool Billard vorbei ist, kannst Du beruhigt sein…. Dein Salatdressing ist wirklich gut 😉
Zum Schluss gibt es noch einige Bilder und den Hinweis darauf, dass man Klaudio am besten via Facebook kontakten kann —> Klaudio Kerec (Facebook). Danke für Eure Zeit, und jeder der mag kann gerne hier einen Kommentar hinterlassen 🙂
Wow, ein super Interview und vor allem mal ganz was anderes!!!
…und über die Katze habe ich am meisten gelacht! 😀 😀 😀
Grandios! Was mir gefällt ist die Ambition hinter diesem Interview, gut umgesetzt. Endlich lernt man auch mal andere Gesichter kennen. Was die Weltklassespieler so teilweise in Interviews vom Stapel lassen ist ja zumeist sehr unglaubwürdig 😉 Hat Spaß gemacht zu Lesen.
Klasse Interview alter Hase! 😀
Sehr unterhaltsam und inspirierend! Deine Leidenschaft ist deutlich erkennbar und du weißt wovon du redest 😉
Peace and out
Stefan
Gratulation zu dem schönen Artikel, weiter so.
Gruß John
Prima Interview von beiden Seiten. Gute Fragen und ehrliche und sympathische Antworten.
Gruß
Sascha
Sehr schönes Interview, steckt sehr viel Arbeit und Mühe drinn.
Gruß
Bernd
Gelungenes Interview und sehr schöne Idee!
Ich finde es sehr interessant die Spitzenspieler von ihrer privaten Seite kennenzulernen. Klaudio kenne ich selbst flüchtig aus diversen Duellen bei Turnieren und auf Grund der gleichen Zugehörigkeit unseres Verbandes. Was ich aber nicht wusste ist, wie positiv „normal“ er eigentlich ist. Man glaubt, dass Spitzensportler im „Sumpf“ der Hausturniere lungern und somit ihre wertvolle „Lebenszeit“ verschwenden.
Gruß, Roberto
Danke für die Blumen, im Sumpf der Hausturniere lungern hab ich bisher auch noch nicht gehört, sehr geil