Ein weiteres kleines Interview mit einem Spieler aus der oft zitierten „zweiten Reihe“! Martin Steinlage vom PBC Neuwerk. Er gehört für mich seit Jahren zu den außergewöhnlichsten Spielern in Deutschland. Seine herausstechenden Merkmale sind sein Spielstil und sein großes Kämpferherz. Darüber hinaus hat er wirklich kluge und kritische Gedankengänge und eben eine sehr große Erfahrung, was die Deutsche Pool Billard Szene angeht. Er gehört zu den Spielern, die schon mal gerne ein wenig unterschätzt werden, aber seine Statistiken der letzten Jahre sprechen für sich. Er war in allen Mannschaften, sei es in der Bundesliga oder Regionalliga, oft die herausragende Persönlichkeit seiner Mannschaft und stets imstande die Besten mehr als nur zu ärgern. Zumeist ist er in der deutschen Turnierszene anzutreffen, aber auch die ein oder andere Teilnahme an internationalen Events hat er schon hinter sich gebracht. Vor 2 Jahren war er Teilnehmer bei der Europameisterschaft in Luxemburg. Interessant ist auch das seine Lebensgefährtin, Christine Wiechert, zu den deutschen Topspielerinnen zählt. Ich denke, dass diese Konstellation recht spannend sein kann 🙂
Viel Spaß beim Lesen!
Viele verbinden Deinen Namen mit Deiner Zeit beim Bundesligisten in Osnabrück. Erzähl uns doch ein wenig über Deinen Pool Billard Werdegang und Deine entscheidenden Stationen. Und natürlich auch darüber, wie Du zum Pool Billard gekommen bist!
Martin: Angefangen habe ich mit Freunden 1989. Wir haben uns regelmäßig in einem Billardcafé getroffen und dabei habe ich meinen Ehrgeiz
für dieses Spiel entdeckt. In diesem Café habe ich dann Kontakt mit einem Spieler bekommen, der mich gefragt hat, ob ich nicht in einen kleinen Club eintreten möchte. Dieser Club war mehr eine Interessengemeinschaft von Spielern, die nur um Geld gespielt haben (glücklicherweise nicht untereinander) und eine günstige Trainingsmöglichkeit hiermit aufgebaut haben. Damals war es bei uns verpönt bei Meisterschaften mitzuspielen, weil wir möglichst unbekannt bleiben wollten. Als ich dann besser wurde, haben mich dann Vereinsspieler angesprochen, ob ich nicht Lust hätte in deren Mannschaft mitzuspielen. Nach ein paar Jahren wurde ich dann doch schwach und so habe ich beim PBC Detmold meine erste Saison verbracht. Damals in der Verbandsliga. Im Folgejahr wechselte ich in die Oberligamannschaft des PBC Rheda-Wiedenbrück, mit der wir nach der Saison in die 2. Bundesliga aufgestiegen sind. In meinem damals vorerst letzten Bundesligajahr habe ich meine Exfrau kennengelernt und bin dann kürzergetreten und habe mich nur noch auf einige wenige Turniere und ein bisschen Zocken konzentriert. In der Liga spielte ich zu der Zeit für den BC Dissen. Nach der Trennung bin ich wieder in die Oberliga beim BC Schötmar eingestiegen und habe an einem Spieltag meine jetzige Lebensgefährtin Christine Wiechert kennengelernt. Angespornt durch ihren Ehrgeiz nahm ich ein Angebot der Bundesligamannschaft aus Osnabrück an, in der mein guter Freund Marcus Westen vertreten war, spielte dort einige Jahre in der ersten und zweiten Bundesliga und nahm an meinen ersten Einzelmeisterschaften teil. Nach meinem Umzug aus Bielefeld in Richtung Niederrhein wurde mir die Fahrerei nach Niedersachsen irgendwann zu viel und es wurde Zeit für eine neue Herausforderung. Nach zwei Jahren mit der Mannschaft von BC Colours Düsseldorf in Regional- und Bundesliga bin ich seit dieser Saison beim PBC Neuwerk gelandet.
Hast Du neben dem Pool Billard noch Zeit für andere Dinge wie z. B. Hobbys?
Martin: Ich suche neben dem Billard ein wenig Ausgleich im Fitnessstudio. Ansonsten wird es zeitlich einfach zu knapp für andere Hobbys.
Wie ist es, mit einer deutschen Topspielerin zusammenzuleben? Ich stelle mir das in einigen Bereichen recht schwierig vor 🙂
Martin: Einer der großen Vorteile mit einer Billardspielerin zusammenzuleben ist, jederzeit das Gefühl zu haben, dass der Partner die gleiche Leidenschaft für das Spiel mitbringt, wie man selber. Als Beispiel, wenn es mal auf einem Turnier länger dauert, hat der Partner das nötige Verständnis und ärgert sich nicht, sondern freut sich für den anderen, weil er erfolgreich war. Außerdem kann man von den Erlebnissen des Tages erzählen und der andere hört einem zu und versteht auch, was einem auf dem Herzen liegt.
Einer der Nachteile ist, dass wir nicht gegeneinander spielen können, ohne einen besonderen Ehrgeiz zu entwickeln, was auch schon mal kurzfristig zu Ärger im Paradies führen kann 😉 Darum versuchen wir möglichst wenig gegeneinander zu spielen, auch im Training.
Ich weiß, dass Du immer recht lange Arbeiten musst, bleibt da noch Zeit für Training? Und wenn ja, wie gestaltest Du dieses?
Martin: Das ist ein schwieriges Thema für mich. Ich habe keine festen Trainingszeiten. Wenn ein für mich wichtiger Event ansteht, versuche ich mich dreimal die Woche für jeweils zwei bis drei Stunden an die Platte zu stellen. Ich spiele dann gerne alleine, um gezielt Dinge zu trainieren. Ansonsten nehme ich regelmäßig an Hausturnieren teil, weil ich das Spiel unter Druck für das beste Training halte.
Was waren Dein herausragendes Pool Billard Erlebnisse in den letzten ca. 15 Jahren?
Martin: Der erste Titel mit Osnabrück als Deutscher Meister Pokal-Mannschaft in Bad Wildungen, als ich die letzte Partie mit einem Puls von gefühlten 200 Schlägen die Minute (und es hat keine Position gepasst :-)) unter dem Jubel meiner Kollegen ausgeschossen habe.
Und natürlich der Deutsche Meistertitel in der Bundesliga-Saison 07/08, als wir beim letzten Heimspiel gegen den Mitkonkurrenten PBC Hürth-Berrenrath vor etwa 150 Zuschauern die Partie nach Rückstand gedreht und gewonnen haben. An dem Tag war traumhaftes Wetter und mein damaliger Mannschaftskollege Klaus Hebestreit wurde an dem Tag 18 Jahre alt. Wie Du dir vorstellen kannst, gab es nach dem Match eine Riesenparty. Das war einfach nur geil.
Was sind Deine Ziele in den nächsten Jahren? Hast Du einen bestimmten Traum?
Martin: Ich würde gerne mein Potenzial mit meinem zur Verfügung stehenden Zeitrahmen so gut wie möglich ausschöpfen. Heißt, mich weiter zu entwickeln, technisch und mental.
Mein Traum ist es, auch noch mit 80 Jahren um den Billardtisch zu schleichen (wie ich es jetzt zum Teil auch schon mache, wie meine Mannschaftskollegen gerne behaupten) und den Spaß an dem Spiel nicht zu verlieren.
Ich stelle mir vor das Du mit Deiner Lebensgefährtin auf dem Rückweg von einem Turnier bist, diskutiert Ihr anschließend und analysiert Ihr Eure Spiele? Kannst Du eine witzige Anekdote erzählen, keine Sorge das bleibt unter uns 🙂
Martin: Natürlich werden auf dem Rückweg von Turnieren Situationen analysiert und diskutiert. Dabei muss manchmal auch der Partner als Blitzableiter herhalten. Oft wird das Schicksal bejammert, aber mehr noch wird über zahlreiche Situationen gelacht.
Was ist es, das Dich an diesem Spiel so fasziniert?
Martin: Mich fasziniert die Komplexität, die Partien aggressiv oder defensiv entscheiden zu können. Manchmal auch abhängig von Tagesform und Spielart der Gegner. Außerdem fasziniert mich die mentale Komponente des Spiels, sowohl bei mir als auch bei meinem Gegner. Unterm Strich fließen auch Elemente aus meinem Beruf als Vertriebler mit ein, bei der ich mich auf unterschiedliche Menschen einstellen muss.
In der letzten Saison hast Du mit dem BC Colours Düsseldorf den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga geschafft und jetzt wechselst Du zum PBC Neuwerk in die Regionalliga. Böse Zungen würden jetzt sagen, dass Du ja dann doch noch abgestiegen bist. Wie siehst Du das und was ist die Zielsetzung für die neue Spielzeit?
Martin: Ich möchte gerne mit meiner neuen Mannschaft von Neuwerk in die 2. Bundesliga aufsteigen und mich dort langfristig halten, vielleicht auch mit Blick nach oben.
Die Liga, in der ich spiele, ist für mich nicht so entscheidend, solange ich eine gute Mannschaft und klar gesetzte Ziele habe, an der alle um mich herum mitarbeiten.
Ich denke, dass es nur wenige Spieler gibt, die mehr Kilometer für Pool Billard auf deutschen Autobahnen verbracht haben als Du. Wird es nicht von Jahr zu Jahr schwerer, dies auf sich zu nehmen?
Martin: Die Motivation hat im Laufe der Jahre tatsächlich abgenommen. Speziell das Übernachten in Hotels empfand ich früher als spannend, heute eher als eine in Kauf genommene Pflicht. Früher habe ich mich auf jedes neue Billardcafé gefreut, heute ist dieser Enthusiasmus ein wenig gewichen. Aber es macht mir noch immer Spaß mich auf Turnieren auszutauschen und zu messen. Und die Kilometer naja, nur die immer mehr werdende Überwachung nervt. Zumal ich meinen Führerschein auch für meinen Job brauche.
Wie beurteilst Du die Situation in der 1. Bundesliga? In Dachau, Fürstenfeldbruck ist stark aufgerüstet worden. Dann noch der amtierende Deutsche Meister BC Oberhausen. Könnte spannend werden! Oder?
Martin: Das Team um Andreas Roschkowsky ist für mich durch ihre Ausgeglichenheit weiterhin der Favorit, aber es wird auf jeden Fall enger werden in dieser Saison. Speziell die vielen gemeldeten ausländischen Topspieler könnten neue Impulse setzen. Für die Zuschauer dürfte es auf jeden Fall interessant werden. Ich freue mich, dass die Liga durch die Neuzugänge aufgewertet wird, wie es auch in anderen Sportarten der Fall ist. Auch für mich ist das eine neue Motivation in der 1. Bundesliga zu spielen.
Die Pool Billard Bundesliga hat in den letzten Jahren einige Reformen erlebt. Viele Spieler haben bereits resigniert und sich aus dem Mannschaftsspielbetrieb
verabschiedet. Wo klemmt es Deiner Meinung nach?
Martin: Der Versuch der DBU die Bundes- und Regionalligen für Zuschauer interessanter zu gestalten, hat zu einigen für mich verwirrenden Entscheidungen geführt. Ich denke, das Billard als Mannschaftssportart schwer zu vermarkten ist. Der Weg über den Livestream im Internet empfinde ich für Billardinteressierte als den besten, aber auch hier wird es sehr schwer, neue Zuschauer zu gewinnen. Dafür bräuchte man ein Konzept, was ähnlich dem Mosconi-Cup ist. Damit meine ich nicht unbedingt den Modus, sondern mir geht es hierbei um die Stimmung, die aufgebaut werden muss. Also weg von Billardruhe und Schnippen, bis hin zu Musik, Applaus, Anfeuern ähnlich wie es bei den Pooligans aus Dachau der Fall ist. Aus meiner Sicht kann ich nur sagen, mich als Spieler hat diese „aufgeheizte“ Stimmung eher motiviert als gestört. Weiterhin halte ich den bereits schon mal eingeführten Shoot-Out als Entscheidung bei einem Unentschieden für sehr attraktiv. Hier kann sich eine Mannschaft auch als eine solche präsentieren. 14/1 beispielsweise ist selbst für Billardkenner schwer über eine bis eineinhalb Stunden zuzuschauen. Die Breakdisziplinen sind kurzweiliger und deshalb interessanter. Weiterhin halte ich nichts von Winnerbreak, weil die Sätze mit Wechselbreak knapper und spannender sind.In der Pause zwischen Hin- und Rückrunde wären kleine Side-Events zur Unterhaltung für das Publikum gut. Interaktiv oder auch nicht, das hängt davon ab, was man erreichen will. Wir alle sollten uns als positiv- Billardverrückte präsentieren und dazu gehören meiner Meinung nach halt Emotionen. Manchmal vielleicht auch Ärger oder Enttäuschung, aber vielmehr auch Spaß und Begeisterung für unsere Sportart. Das Ganze gilt natürlich nicht nur für die Bundesliga, sondern für alle Turniere und Veranstaltungen.
Vor einigen Wochen habe ich bereits Klaudio Kerec nach seinem System für die Bundesliga gefragt, wie sieht deins aus?
Martin: Ich würde folgendes System spielen lassen.
2x 9-Ball bis 8
2x 10-Ball bis 7
2x Doppel 8-Ball bis 6 im Wechselstoß
Und bei Unentschieden den überaus beliebten Shoot-Out einführen. Weiterhin ein Treffen aller Mannschaften am letzten Spielwochenende, wo alle gemeinsam die Saison beenden und der Deutsche Meister endlich mal in einem passenden Rahmen geehrt wird.
Wenn Du 100 Tage Zeit hättest in Billarddeutschland etwas zu ändern, welche Änderungen wären das?
Martin: Ich würde versuchen auf Veranstaltungen, Turnieren, Spieltagen und Meisterschaften mehr Stimmung zu generieren, um für die Außenwelt ein positiveres Bild darzustellen. Außerdem würde ich die Herren-Grand-Prix als Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft wieder einführen.
Die Deutschen Meisterschaften sollten nur für Damen und Herren und nur in einer einzigen Disziplin, entweder 9-Ball oder 10-Ball, mit einem größeren Teilnehmerfeld stattfinden. Es sollten Preisgelder ausgeschrieben werden und dadurch könnte man die Deutsche Meisterschaft besser vermarkten.
Sicher läuft einiges nicht rund und viele Topspieler verdrehen häufig die Augen, aber gibt es denn auch etwas Positives Deiner Meinung nach?
Martin: Dies ist eine schwierige Frage. Ich habe immer das Gefühl, wir Billardspieler sind notorische Nörgler und Schwarzmaler. Aber es gab in der letzten Zeit schon Bewegung in der DBU. Welche Konsequenzen daraus folgen und ob hier z.B. die sinkende Mitgliederzahl gestoppt werden kann, man weiß es nicht. Aber es gibt neue Ansätze wie z.B. durch den BVD. „Konkurrenz belebt das Geschäft“ habe ich mal gelernt und dazu stehe ich auch.
Weiterhin gibt es auch sehr viele, wenn auch verhältnismäßig kleine Turniere, die zum großen Teil viel besser organisiert sind als früher. Da kann ich als Spieler nur jedem Ausrichter danken, für die viele Mühe und Arbeit, die dahinter steckt.
Wir werden immer älter und es kommt kaum Nachwuchs nach. Was glaubst Du, woran es liegt, dass die Jugend so wenig Interesse an diesem faszinierenden Spiel zeigt?
Martin: Meiner Meinung nach hat unsere Jugend im Digitalen und Internetzeitalter andere Möglichkeiten, als wir sie früher hatten. Es steht weniger im Mittelpunkt mit Freunden beispielsweise Billard zu spielen. Die Möglichkeiten sind vielfältiger und viele Vereinssportarten haben Rückläufe zu verzeichnen. Selbst die ständige Präsenz von Snooker im Fernsehen hat trotz verhältnismäßig hoher Einschaltquoten keinen großen Nachwuchs im Snookerbereich gebracht.
Wir brauchen mehr ehemalige Topspieler in den entscheidenden Positionen! Siehst Du das ähnlich?
Martin: Einige Topspieler als Berater zu haben, ist mit Sicherheit nicht verkehrt. Wichtiger allerdings wäre die richtige Vermarktung des Sports durch ein professionelles Marketing-Team. Alte Strukturen müssten infrage gestellt, überprüft und bei Bedarf überarbeitet oder auch ersetzt werden.
Die deutsche Turnierszene gestaltet sich in den letzten 2-3 Jahren ziemlich gut, auch wenn natürlich die
„Premiumevents“ ausbleiben? Wie beurteilst Du die Situation?
Martin: Es ist erfreulich, wie viele Veranstalter versuchen, Turniere auszurichten. Natürlich hast Du recht, wenn Du behauptest, dass die Premiumevents ausbleiben, weil die Sponsoren hierfür fehlen. Ich denke, diese Situation wird sich in den nächsten Jahren nicht verändern. Für die Veranstalter wird es schwieriger werden, Spieler für die Turniere zu motivieren. Die Turniere müssen im Vorfeld mehr beworben und zum Beispiel mit Side-Events attraktiver gestaltet werden.
Wieso gibt es eigentlich keine deutsche Rangliste, sind wir zu faul, ist es nicht nötig oder einfach nur uninteressant? Aufgrund welcher Kriterien sollte dieses Ranking zustande kommen?
Martin: Soweit ich weiß, ist so eine Rangliste in Planung und soll erstmals für die DM 2015 angewendet werden. Welche Kriterien hierfür gelten, weiß ich aber nicht. Mit der Einführung der Grand Prix-Serie hätte man schon eine erste Grundlage dafür. Wie schon erwähnt, würde ich diese nur für eine Disziplin einführen. Schwierig wird es hierbei Mannschaftsergebnis einzugliedern. Viele Partien kommen durch taktische Hintergedanken zustande (schlechtere Spieler zum Teil zu opfern). Weiterhin spielen im derzeitigen System sehr viele gute Spieler 14/1, während die schlechteren zum großen Teil 9-Ball spielen. Also müsste demnach ja ein Sieg im 14/1 höher bewertet werden. Dies wäre aber wiederum ungerecht. Grundsätzlich finde ich aber die Einführung einer Rangliste sehr interessant.
Auch Du spielst recht viele Hausturniere im Monat. Was bringt Dich nach einem langen Arbeitstag dazu, meist bis in die Nacht, ein solches Turnier zu spielen?
Martin: Die Hausturniere sind für mich ein gutes Training, das mich im Stoß hält und mir Selbstvertrauen gibt. Außerdem ist es immer ein geselliges Zusammentreffen von Gleichgesinnten, bei dem auch viele Neuigkeiten und Meinungen ausgetauscht werden.
Verfolgst Du eigentlich die internationale Turnierszene und welche Events findest Du spannend? Wo würdest Du gerne mal teilnehmen?
Martin: Ich verfolge regelmäßig die Eurotour-Ergebnisse, und wenn die Zeit bleibt, schaue ich auch gerne im Livestream Partien an. Weiterhin verfolge ich den Mosconi-Cup und den letztlich ausgestrahlten World Cup of Pool. Ich würde gerne mal an den Derby City Classics teilnehmen. Es war bisher zeitlich nicht möglich, ist aber auf meiner Billard-To-do-List.
Lass und kurz über die WPBL und Bonus Ball reden. Hast Du die World Professional Billiard League verfolgt und was sagst Du zu dieser neuen Pool Billard Variante?
Martin: Ich habe mich mit den Regeln auseinandergesetzt und mir die Mannschaften angeschaut, habe das Thema aber nicht weiter verfolgt, weil es mich nicht interessiert. Mir ist schleierhaft, warum diese neue Regel entwickelt wurde. Für sinnvoller hätte ich es gehalten zum Beispiel die 8-Ball Regel für die neuen Zuschauer interessanter zu gestalten.
Hier mit meine ich zum Beispiel warum nicht nur rote und gelbe Kugeln und eine Schwarze. Das versteht wirklich jeder. Ein bisschen Feinschliff am Tisch oder für das Break, damit es nicht nur An – Aus Partien gibt. Das hätte es auch getan.
Wie wäre es mit einer Materialfrage 🙂 wie wichtig ist in den letzten Jahren das Spielmaterial geworden in Deinen Augen? Manchmal bekommt man schon das Gefühl das die Leute bei all den Diskussionen übers Material, das Pool Billard spielen vergessen. Deine Meinung dazu?
Martin: Grundsätzlich bin ich für alles Neue offen und versuche viele Materialien auszuprobieren. Ich bin aber weit entfernt von einem Materialfetischisten. Meiner Meinung nach kann man sich auf viele Dinge einstellen, man sollte sich den Kopf aber nicht mit Materialfragen verbauen. Einige übertreiben es einfach mit der Materialauswahl. Ich bin mir sicher, wenn sie nicht wüssten, womit sie gerade spielen, könnten Sie keine Unterschiede erkennen.
Du hast etwa 25 Jahre Pool Billard Erfahrung und etliche Jahre in der höchsten Spielklasse verbracht. Was ist der Unterschied zwischen einem deutschen Topspieler und einem Weltklassespieler?
Martin: In dieser Klasse wird das Spiel im Kopf entschieden. Die mentale Stärke zusammen mit dem Siegeswillen sind hier die größten Unterschiede. Meiner Meinung nach sind viele Spieler in der augenblicklichen Weltklasse von Jugend an gut trainiert und eingestellt. Etwas was in Deutschland bis auf wenige Ausnahmen vernachlässigt wurde.
Ein Anfänger im Alter von 12 Jahren kommt zu Dir und bittet Dich um einige gute Ratschläge, was wären das für Ratschläge und bitte keine Sprüche wie „Spiel lieber Fußball“ oder so 🙂
Martin: Woher wusstest Du denn die Antwort 😉
Ich würde ihm empfehlen möglichst viel mit guten Spielern zu trainieren und viel Erfahrung unter Drucksituationen (Turniere, Ligaspiel) zu sammeln.
Keinen Respekt vor großen Namen. Und ich würde ihm von Anfang an von meiner Technik abraten 🙂
Es gibt den Spruch „Offense wins Games, Defense wins Championships“! Ist das auch Deine Meinung, und wenn ja wie begründest Du das?
Martin: Grundsätzlich würde ich dieser Aussage zustimmen, aber es gibt natürlich auch immer Ausnahmen. In manchen Situationen kann man durch einen offensiven Ball auch den Siegeswillen des Gegners brechen. Dies zu entscheiden bedingt aber einer gewissen Erfahrung, die auch damit zusammenhängt, ob man gerade im Flow ist oder nicht.
Wir basteln uns den perfekten Pool Billard Bundesligaspieler, der in der abgelaufenen Saison in der 1. oder 2. Bundesliga gespielt hat 🙂 In den folgenden Bereichen nennst Du mir bitte Deine Favoriten:
Martin:
- Mentale Stärke: Niels Feijen
- Kreativität: Andreas Roschkowsky
- Ausstrahlung: Alexander Dremsizis
- Break: Stärke – Kevin Becker, Technik – Klaudio Kerec
- Stoß: Andreas Roschkowsky
Ich geb Dir ein paar Worte/Namen/Begrifflichkeiten/Aussagen vor und Du sagst mir, was Dir spontan dazu einfällt.
- Wir beide spielen irgendwann mal gemeinsam in einer Mannschaft! Martin: Gerne! Dafür bin ich jederzeit zu haben!
- Die Eurotour! Martin: Auf dem absteigenden Ast
- Schottland und seine Whiskeys! Martin: Yummiyummi! 🙂
- Damen Pool Billard ist…… 🙂 Martin: Mittlerweile sehenswert
- Nörgelnde Gegner, die ständig nur darüber reden, wie viel Pech sie ja haben 🙂 ! Martin: Manchmal gehöre ich dummerweise auch dazu 🙂
Und zu guter Letzt bitte ein Statement zu Sixpockets.de!
Martin: Sixpockets.de ist für mich im Augenblick die informativste und ausführlichste Website zum Thema Pool Billard, speziell zu internationalen Turnieren.
Abschließend noch einmal ein großes Danke an Martin für das Interview und den tollen Abend bei Euch beiden. Freu mich sehr das ich Euch in letzter Zeit so gut kennenlernen durfte. Jeder der Lust hat kann gerne hier einen Kommentar hinterlassen. Sollte jemand Kontakt zu Christine und Martin aufnehmen wollen, so geht das am besten via Facebook.