Fernab von jeglicher vernünftiger Berichterstattung und ansprechenden Live-Übertragungen ging in der vergangenen Woche die 9-Ball-WM der Herren in Doha über die Bühne. Fedor Gorst heißt der neue Champion des prestigeträchtigsten Einzel-Events der Welt! Der erst 19-jährige Russe setzte sich in einem dramatischen Endspiel auf überschaubarem Niveau nach weit über vier Stunden Spielzeit mit 13:11 gegen Chang Jung-Lin aus Taiwan durch!
Im Halbfinale hatte sich Gorst zuvor im Duell zweier aufstrebender Youngster mit 11:7 gegen den amtierenden 10-Ball-Weltmeister Ko Ping-Chung aus Taiwan durchgesetzt. Chang hatte sich in einem rein asiatischen Halbfinale klar mit 11:5 gegen Chinas Liu Haitao behauptet.
Im Finale wechselte die Führung immer wieder. Chang, der mit seinem unheimlich langsamen Spiel letztlich wohl vor allem sich selbst verunsichert hat, lag mit 9:7 vorne, ehe Gorst vier Racks am Stück gewann und sich den Vorsprung dann nicht mehr nehmen ließ. Unter dem Strich steht steht ein großartiger Triumph für eines der größten Talente des Billardsports und die Erkenntnis, dass in Europa immer wieder sensationelle Qualität nachkommt.
Eine weitere Erkenntnis dieser WM dürfte sein, dass es nicht mehr zumutbar ist, große Events ohne Shotclock zu spielen. Man muss sogar froh sein, dass es von diesem Event nicht allzu viele Live-Übertragungen gab, denn das hätte deutlich mehr potentielle Zuschauer verjagt als dass es dem Billard neue Freunde eingebracht hätte. Schon in den vorigen Runden gab es immer wieder stundenlange Matches, Ko Ping-Chung und Oliver Szolnoki hatten sich bereits in der ersten K.O.-Runde über drei Stunden duellerit, wobei allein das letzte Rack eine halbe Stunde dauerte. Im Finale setzten Chang und Gorst dann noch einen drauf.
Aus deutscher Sicht verlief die WM enttäuschend. Sowohl Titelverteidger Joshua Filler (7:11 gegen Casper Matikainen) als auch Thorsten Hohmann (8:11 gegen Mieszko Fortuński) und Ralf Souquet (10:11 gegen Waleed Majid) schieden gleich in der ersten K.O.-Runde der letzten 64 aus. Der 22-jährige Finne Matikainen war neben Weltmeister Gorst der einzige Europäer im Viertelfinale, musste sich dort aber Chang Jung-Lin mit 10:11 geschlagen geben.
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