Interview mit Alexander Stritt

Alexander Stritt

Ich hatte die Möglichkeit mit Alexander Stritt, dem Sportphysiotherapeut der deutschen Pool Billard Nationalmannschaft und des Bayerischen Billardverbandes, ein Gespräch zu führen und Ihn mit einigen Fragen auf den Zahn zu fühlen. Vielen wird der Name sicherlich noch aus der letzten Ausgabe des Touch Magazins bekannt sein. Passt Pool Billard und die Sportphysiotherapie zusammen? Viel Spaß beim Lesen!

Am Ende des Interviews findet man weitere Fakten über Alexander Stritt sowie sämtliche Informationen über sein Tätigkeitsfeld und alle Kontaktmöglichkeiten!

Erzähl uns doch bitte etwas über Deinen Pool Billard Werdegang!

Alexander: Damals, als ich 15/16 war, gab es in meiner Lieblingskneipe einen Billardtisch. Auf diesem Tisch habe ich meine ersten Kneipenbillarderfahrungen machen dürfen, bis ich dann über ein Pokerturnier damals in dem zweiten Verein bei uns in der Stadt zum Sport Billard gekommen bin. Ich habe gefragt ob ich mitspielen darf, nachdem ich aus dem Pokerturnier ausgeschieden bin, und ab dann gab es für mich kein zurück. Anschließend habe ich aus personellen Gründen den Verein gewechselt und spiele jetzt beim BC 93 Neumarkt (BC 93 Neumarkt). Da ich ein sehr zielstrebiger Mensch bin, habe ich dann auch sehr früh bei der Billardtrainerin Ursula Reith vom Billardverein in Herzogenaurach Trainingsstunden genossen, was mein Spiel sehr geprägt hat und ohne diese Person würde ich jetzt wahrscheinlich wesentlich schlechter spielen. Naja, auf einmal war dann ein TRASS Lehrgang in Herzogenaurach und da war es für mich klar dass ich auch Anfängern das Billardspielen beibringen möchte. Auf diesem TRASS Lehrgang hat auch mein Koordinationsprogramm seine Wurzeln, darüber habe ich mich mit dem Bundestrainer Andreas Huber, ich glaube es war weit nach 1h morgens, unterhalten.

Was verbindet Dich als Physiotherapeut mit Pool Billard und was waren die Gründe Dich mehr zu engagieren?

Alexander: Das ist sehr leicht zu beantworten: Ich möchte durch mein Physiotherapeutisches Wirken dem Sport Billard etwas zurückgeben. Das ist mein größter Antrieb. Billard gibt mir so viel. Es ist unglaublich…ich habe so viele Lebenserfahrungen machen dürfen die in Zusammenhang mit Billard stehen, das es mittlerweile ein Teil von mir ist. Es hat meine Persönlichkeit sehr geprägt. Außerdem konnte ich es gar nicht fassen, das mir jeder mit dem ich darüber gesprochen hatte, gesagt hat: Physiotherapie? Billard? Gibt es nicht!! Ab dann wollte ich etwas ändern, da ich es sehr spannend finde etwas Neues zu wagen und mich in unbekanntes Terrain zu wagen. Natürlich auch das Ziel, das Letzte aus Sportlern mit meiner Arbeit herauskitzeln zu können.

Konntest Du selber als Spieler bei Dir feststellen dass es körperlich nach gewisser Zeit einige Blockaden geben kann?

Alexander: Das ist sehr schwierig, da ich auf einem Niveau spiele wo so ziemlich alles egal ist und wo von Konstanz keine Rede ist, kann ich daraus keine Lehren ziehen. Das einzige was ich sagen kann ist das mir nach vielem Training der Oberarm schon etwas lahm war. Was ich aber immer gemerkt habe wenn  ICH trainiert habe, dass ich im KOPF sehr ausgepowert war. Natürlich bin ich als Spezialist für Bewegungen und Koordination sehr aufmerksam mit meinem Körper und kann weiter denken bei Bewegungen als andere Billardspieler. Aufgrund der Haltung kann ich daraus Schlüsse ziehen, was gut ist und was eher schadet.

Ab welchem Niveau wird Deiner Meinung nach Pool Billard zum Sport?

Alexander: Ab welchem Niveau ist Fußball Sport? Merkst Du was? Billard IST SPORT und wird nicht zum Sport, nur weil man zehnmal hintereinander ein Rack ausschießen kann. Es kommt halt immer drauf an was man macht. Sobald ein Spieler den Autoschlüssel umdreht um ins Vereinsheim zu fahren, ist er beim Sport! Egal ob blutiger Anfänger dem man die Bockhand erklären muss oder der Vollprofi.

Du wurdest bei der letzten EM in Brandenburg als Physio den Teilnehmern zur Seite gestellt. Wie war die Reaktion der Aktiven auf das was Du tust?

Alexander: Ich war sehr überrascht wie gut meine Person (was auch immer ein Aspekt ist wenn man in eine Mannschaft integriert wird) und meine Arbeit als PT aufgenommen wurde. Ich würde aus der reinen Sicht der Akzeptanz ein positives Fazit aus der EM 2011 ziehen. Es gab einige Sportler die ich während des Turnieres ständig behandeln durfte/musste und es gab Sportler die ich gar nicht behandelt habe, entweder weil sie keine Probleme hatten die ein PT lösen kann, oder weil sie es einfach nicht wollten. Auch diesen Punkt kann ich nur zu gut verstehen, da eine EM kein Spielplatz für Experimente ist und es durchaus sein kann das eine physiotherapeutische Behandlung den Körper komplett aus dem Rhythmus bringen kann. Das zeigt aber auch wie weit die Sportler denken. Davor habe ich größten Respekt.

Alexander mit Ralph Eckert

Wo zwickt es z.B. einen Ralf Souquet nach einem langen Turniertag? Oder unterliegst Du da der Schweigepflicht 😉

Alexander: In dem Punkt unterliege ich der Schweigepflicht. Generell kann man aber sagen dass die Probleme genauso unterschiedlich sind wie der Spielstil eines Sportlers.

Ich bin davon überzeugt dass ein Physiotherapeut im Spitzensportbereich absolut unverzichtbar ist, allerdings werden viele Leute jetzt das Gefühl haben das Du nur aus einem Grund installiert wurdest, um das Ansehen nach Außen professioneller wirken zu lassen. Wie denkst Du darüber?

Alexander: Natürlich hat die Installation (was für ein Wort) eines PT nach außen hin einen sehr professionellen Eindruck. DEN WIR ABER AUCH BRAUCHEN!! Wir sind Sport, kein körperlicher (im Sinne von Schwitzen aufgrund von körperlicher Arbeit) aber ein mentaler und deswegen ist ein PT so wichtig.

Wenn ich mir ansehe wie viele Anfragen ich bezüglich Physiotherapie bei der diesjährigen EM hatte dann beantwortet sich diese Frage von allein ob ein PT notwendig ist oder nicht. Ich bin mir über eines sicher: Hätte jedes Team auf der EM einen Physiotherapeuten gehabt, müssten wir die Ranglisten jetzt umschreiben.

Durch meine Arbeit  sollen die Spieler vollkommen mental beim Spiel sein und sich keine Gedanken machen über ihren körperlichen Zustand. Ein abschweifen von Gedanken hin zu körperlichen Problemen alla: „Mist jetzt tut mir gleich wieder mein Rücken weh.“ kosten während oder vor dem Stoß Lochqualität, da bin ich mir extrem sicher. Wenn man bedenkt das auf diesem Niveau JEDER VERSCHOSSENNE BALL über Sieg oder Niederlage entscheiden kann, versteht man auch warum Physiotherapeutische Betreuung so wichtig ist in unserem Sport. Alle Gedanken beim Spiel, kein Gedanke an körperliche Probleme oder zumindest die Gewissheit dass nach dem Spiel diese Probleme gefixt werden können.

Wie reagiert Dein privates Umfeld auf Deine Tätigkeit innerhalb der DBU?

Alexander: Die Reaktionen sind alle sehr positiv. Was anderes hätte ich von meiner Familie auch nicht erwartet 😉

Pool Billard IST Amateur Sport. Die meisten die Dein Angebot  wahrnehmen kommen sicher zu Dir weil sie sich irgendwelche Beschwerden auf der Arbeit geholt haben und weniger am Trainingstisch. Aber das ist Dir sicher bewusst!?

Alexander: Absolut mischen sich diese beiden Formen. Aber wenn ich ein Problem beheben kann was von PC Arbeit kommt und dieser Spieler dann sicherer spielt ist das genauso viel wert, als wenn man einen Profi behandelt, wo die Probleme WIRKLICH vom Billard kommen.

Ich beobachte ständig dass viele Spieler nicht wirklich stabil am Tisch stehen und deutliche Probleme mit dem Gleichgewicht haben. Wo könnte das Problem liegen?

Alexander: Das kann alle möglichen Ursachen haben, hier sollte ein erfahrener Trainer sich das Problem mal genauer anschauen und wenn es körperliche Probleme sind (Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Beinlängendifferenzen etc.)  dann ggf. einen PT hinzuziehen. Denn auch dies hilft das Training noch effektiver zu gestalten wenn keine körperlichen Probleme das Training behindern.

Oder anders gesagt mit den Worten unseres Bundespudels: „Du stehst erst mal gut wenn du dich selber nicht dabei verletzt, du keinen anderen dabei verletzt und du nicht von selber umfällst. Kannst du dann noch den Queue halten ist der Stand schon mal gar nicht verkehrt“. 😉

So blöd dieser Satz klingt, er hat so viel Wahres in sich….

Dieses Problem tritt vermehrt in den ersten Minuten eines Wettkampfes auf, spielt hier die Psyche eine Rolle oder wo könnte das Problem liegen?

Alexander: Mir ist es aktuell nicht bewusst dass in den ersten Minuten eines Wettkampfes Probleme mit dem Gleichgewicht auftreten. Aber natürlich sinkt die Koordinationsfähigkeit aufgrund von Stresshormonen (Glukokortikoide). Dies legt sich aber wie wir alle wissen meistens wenn wir im Spiel „drin“ sind. Eine gesunde Ausschüttung von Stresshormonen ist sogar förderlich für die Konzentration und man bleibt fokussiert während des Spieles.

Alexander mit Ralf „The Kaiser“ Souquet

Erzähl uns doch bitte etwas über das Stabilisationstraining und wurde dies erschaffen speziell für Pool Billard Spieler?

Alexander: Das Stabilisationstraining wird auf einer labilen Unterlage (Gelkissen oder Pezziball oder mehreren Pezzibällen gleichzeitig) durchgeführt. Es dient dazu die feinen Microbewegungen die der Körper erzeugt um das Gleichgewicht halten zu können noch weiter zu minimieren und dann durch das Training auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Mit Hilfe dieses Koordinationsprogrammes verbessern wir die sogenannte Feinst Koordination, welches die letzte, langwierigste  und am schwersten ausbaufähige Koordinationsstufe darstellt, (teilweise arbeiten Sportler Ihre ganze Karriere nur daran die Feinst Koordination zu verbessern). Da die Sportler mit denen wir arbeiten natürlich alle koordinationsmäßig schon sehr gut sind, birgt das ausbauen dieser Feinst Koordination ein hohes Potenzial im Billardsport. Dieses Koordinationstraining bringt einen gefestigteren Stand ohne „störende“ Microbewegungen. Dadurch ist es möglich im Spitzenbillard einen noch genaueren Punkt an der Kugel zu treffen-> mehr Wirkung bei gleichbleibendem Krafteinsatz. Auch dient das Koordinationstraining dazu Seinen Körper zu „erleben“, den Körper zu „spüren“ und ihn „gezielt“ zu Steuern. Und wie wir alle wissen ist das in jeder Sportart von immenser Wichtigkeit. Besonders in unserem Sport wo ja Genauigkeit die halbe Miete ist.

Man kann das Koordinationstraining, natürlich auf alle Sportarten übertragen, aber ich habe dieses so modifiziert das es genau den Bedürfnissen und Anforderungen der Billardspieler entspricht, hierbei steht besonders die Ganzkörperkoordination und die Körpererfahrbarkeit  im Fokus des Trainings.

Allgemein könnte man auch sagen es geht um die gezielte Erhöhung des Tonus im Körper (Tonus= Spannung).

Wie wichtig ist es für Pool Spieler Koordination und Gleichgewicht bewusst zu Schulen bzw. zu trainieren? Was kannst Du empfehlen!

Alexander: Meiner Meinung nach macht es, egal in welcher Sportart auch immer, Sinn Koordinationstraining zu betreiben da dies sogar in einem gewissen Maße prophylaktisch gegen Verletzungen wirkt. In den unteren Ligen macht es keinen Sinn, die Koordinationsfähigkeit mit Hilfe dieses Programmes zu schulen, da dort ganz andere Probleme Einzug halten, die in dieser Klasse wesentlich mehr zum erfolgreichen Spiel beitragen als ein gezieltes Koordinationstraining mittels Pezziball. Im Bereich  Billard kann man jedoch feststellen das nach einem einmonatigen durchgeführten Koordinationsprogramm schon merkliche Unterschiede in der Körperspannung bemerkbar sind, was natürlich auch Auswirkungen auf das Spiel hat. Und hiermit meine ich besonders die  Stoßqualität. Außerdem ist das Billardunabhängig: Wer koordinativ sehr gut in dem Sport ist den er ausübt wird auch immer erfolgreicher sein, als jemand der seinen Körper kaum spürt.

Wie wichtig ist es für einen Spieler sich ein wenig aufzuwärmen, oder können wir das komplett vernachlässigen?

Alexander: Das körperliche aufwärmen (im Sinne von Schwitzen) kann aus der jetzigen Sportmedizinischen und Sportphysiotherapeutischer Sicht vernachlässigt werden, da wir beim Billardspiel genau das körperlich abrufen was tausende Stunden zuvor schon trainiert worden ist.

Allerdings kann man davon ausgehen das natürlich auch in diesem Punkt Verbesserungspotenzial besteht. Aktuell sind wir am ausarbeiten eines Aufwärmprogrammes für Billardspieler, dies ist aber noch nicht reif, das man darüber Empfehlungen geben kann.

Anders ist die mentale Vorbereitung, diese ist von IMMENSER WICHTIGKEIT, um optimal Fokussiert in ein Match/Turnier starten zu können. Da hat aber jeder Sportler seine eigenen Methoden. Wer zu diesem Punkt mehr wissen möchte den verweise ich zu unserem Kader und Sportpsychologen, der in diesem Punkt bestimmt mehr weiß als ich. -> Kontaktperson: Andreas Huber (Bundestrainer Pool)

Viele Turniersieger der letzten Monate scheinen Körperlich nicht auf der Höhe zu sein, was ja bedeuten müsste dass man auch ohne gute Physis erfolgreich sein kann! Deine Meinung dazu!

Alexander: Das kann ich leider nicht beurteilen ob die körperlich auf der Höhe waren oder auch nicht. Uns bleibt nur zu spekulieren, und das ist ganz dünnes Eis! Alles geht auch ohne, die Frage ist nur: Wie wäre es mit? Und eines ist klar: Wer ein hochkarätiges Turnier gewinnt der ist schon auf einem sehr sehr hohen Fitnesslevel, dies ist mal keine Frage. Frag doch mal Spieler…diese sind meistens schon nach einem einzigen Spieltag innerlich total leer. Und jetzt stellst du dir vor wie es mit dem doppelten bis 3 fachen innerlichen Druck ist und verdoppelst die Spiele. Dann hast du die ungefähre Belastung eines Profis. Die sind alle viel fitter wie wir meinen. Natürlich auch mental! Deswegen ist es auch so wichtig neben dem Billard einen Ausdauersport zu betreiben. GLA 1 (Grundlagenausdauertraining) Denn wenn der Keller stabil ist steht das Haus im Sturm,  auch wenn der Schornstein aus Pappe ist! Dieses Training der Grundlagenausdauer findet übrigens auch im bayrischen Kadertraining statt und bildet die Grundlage für die körperlichen Belastungen im Billardsport!

…bei der Arbeit!

Jeder weiß das am nach einem langen Pool Billard Tag alles nicht mehr so rund läuft, aber die wichtigsten Matches kommen noch. Was muss ich tun um halbwegs wieder in Schwung zu kommen?

Alexander: Wenn es körperliche Probleme sein sollten: Wenn zwischen den Matches etwas Zeit ist dann ist eine Vorwettkampfmassage wie ich meine zumindest für die  körperlichen Ermüdungserscheinungen sinnvoll, um die Muskelspannung hoch zu halten und ggf. Überlastungserscheinungen abzufangen. Wenn es im mentalen Bereich Schwierigkeiten geben sollte dann ist wieder unser Sportpsychologe der erste Ansprechpartner!

Und das allerwichtigste: Natürlich ist eine vollkommene „Austrainiertheit“ des Sportlers GRUNDVORRAUSSETZUNG für ein gutes Turnier oder Wettkampf. Ist der Sportler nicht austrainiert hilft natürlich auch keine PT und kein Psychodoktor…man muss einfach mehr trainieren. Wir alle suchen immer nach ausreden für unser schlechtes Spiel, Nervosität, Unkonzentriertheit etc., kaufen Trainer ein für teures Geld. Nur die Disziplin uns am Tisch den ganzen Tag mit nur einer Übung zu beschäftigen und RICHTIG an seinen Schwächen zu arbeiten (das ist nämlich extrem frustrierend) bringen die wenigsten auf.

Was sind die gängigsten Überlastungssyndrome eines Pool Spielers?

Alexander: Auch diese Frage muss ich leider offen lassen, da es keine allgemein gültigen speziellen Überlastungssyndrome gibt. Diese sind so unterschiedlich wie der Mensch selber. Grundsätzlich gilt jedoch in einem langen Turnier oder in einem sehr langen anstrengenden Match, das die Probleme mit denen man sonst auch zu kämpfen hat, das diese Probleme in den Vordergrund rücken, da der Körper unter Hochspannung steht. Und wenn da nicht alles passt, kommen die altbekannten Probleme die man vor dem Turnier/Match nicht gespürt hat wieder ans Tageslicht. So war es zum Beispiel auch auf der diesjährigen EM. Ich hatte vor allem an lange bekannten Problemen zu arbeiten.

Als Aktiver mit mehr als 25 Jahren Erfahrung wird mir immer mehr bewusst wie wichtig es ist körperlich auf sich acht zu geben. Welcher Verschleiß stellt sich zuerst ein und wie kann ich gezielt dagegen Steuern?

Alexander: Auch das ist sehr unterschiedlich, und kann nicht allgemein beantwortet werden. Aber grundsätzliche extreme Anforderungen werden an folgende Körperregionen gestellt:

Halswirbelsäule: Durch die extreme Streckung entsteht hoher Gelenkdruck in den Wirbelgelenken.

Brustwirbelsäule: Wer hier nicht in die Aufrichtung mobil ist, bürgt der Halswirbelsäule noch mehr Gelenkdruck auf, da die Halswirbelsäule die fehlende Beweglichkeit in der Brustwirbelsäule übernehmen muss!

Lendenwirbelsäule: Willst du diesen Bereich ruinieren? Spiele Billard! Nein so schlimm ist es nicht, aber durch den auftretenden Hebel natürlich auch sehr belastend, wenn man bedenkt dass bereits bei 20cm Körpervorneigung im Stand mehrere hundert Kilo auf die Bandscheiben ausgeübt werden!

Auch im Schwungarm kann es zu einer Reizung der langen Bizepssehnen kommen da der Schwungarm permanent gestreckt ist. Dies ist jedoch sehr selten der Fall. Außerdem natürlich auch der untere Bereich, (Knie, Hüfte, Füße) der durch das lange statische stehen und viele viele andere Faktoren (Hüftrotation z.B) belastet wird. Hier kann ich auf die Touch Ausgabe Nr. 8 verweisen. In der Kolumne von Andreas Huber wird auch auf dieses Thema ausführlich eingegangen.

Wieso reagiert der Körper so extrem auf Druck und psychische Belastung im Sport?

Alexander: Weil man jede Faser seines Körpers anspannt, und somit die körperlichen „Zipperlein“ schneller zum Vorschein kommen als wenn man mit seinem Hund spazieren geht. Man nennt solchen Druck und Belastung im Sport wo Stresshormone ausgeschüttet werden auch: „Fight and Flight Situations“. Wie erwähnt, wenn in solchen Situationen nicht alles passt merkt man wo man seine körperlichen Defizite hat. Wenn du mit einem hochgezüchteten Rennwagen auf der Nordschleife Vollgas fahren möchtest kommt es auf jede Schraube an und auf den Mechaniker. In dem Fall ist der Mechaniker der die Schraube festzieht halt der Physiotherapeut einer Mannschaft.

Du bietest Kognitiv Koordinatives Training an. Als ich das las fiel mir in diesem Zusammenhang folgendes Zitat ein:“ Das Gehirn ist der wichtigste Muskel “! Geht es dabei eher um Motorik und Wahrnehmung oder die menschliche Psyche?

Alexander: Es geht um die Schulung der Feinst Koordination, den Körper zu spüren. Ihn zu erfahren und Ihn gezielt zu steuern. Der Körper ist das Sportgerät…..wenn du dein Sportgerät nicht beherrschst wirst du niemals mit diesem Höchstleistungen vollbringen können. Hierbei geht es überhaupt nicht um die Psyche!!  Es ist und deswegen steht der Begriff kognitiv, eine Schulung zwischen dem Gehirn und der Muskulatur. Diese Verbindung optimieren wir mit dem Koordinationsprogramm. Durch die starke Konzentration bei diesem Programm schulen wir auch die gezielte Fokussierung auf etwas. Deswegen ist man nach einer Stunde Koordinationstraining auch immer etwas Kopfmüde. Es ist Training mit Hirn wie ich es immer formuliere! Ein Negativbeispiel mit Training ohne Hirn ist Gerätetraining. Denn hier ist keine besonders hohe Gehirnleistung erforderlich. Dies ist  übrigens auch der Grund warum es schnell langweilig wird 😉

Alexander mit Tankred Volkmer

Wie sieht für Dich die optimale Wettkampfvorbereitung aus, mal abgesehen von einer sehr guten Ernährung und genügend Schlaf?

Alexander: Die optimale Wettkampfvorbereitung ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass der Sportler auf ein bestimmtes Ereignis /Wettkampf/Turnier/Meisterschaften hin absolut austrainiert ist. Körperlich viel gearbeitet hat, (Training im Grundlagenausdauerbereich) und auch natürlich am Tisch in der Vorbereitung gezielt mit einem Trainer an den Schwächen trainiert hat. Ist dies erfolgt, ist das für mich gezielte Wettkampfvorbereitung. Was jetzt genau im Einzelnen individuell geschehen muss das ist auch hier wieder von Sportler zu Sportler unterschiedlich.

Welche Sportarten kannst Du empfehlen und warum?  Extremem Kraftsport wirst Du sicherlich nicht empfehlen!

Alexander: Die einfachste Frage: Touch Nr. 9 aufblättern, Seite 124 aufschlagen und alles von vorne bis hinten lesen und für gut befinden 😉 Mehr ist dazu nicht zu sagen!

Wenn Du Dir Trainingsgrundlagen im Pool Billard genau anschaust, gibt es da was von dem Du denkst das es nicht gesund sein kann auf Dauer?

Alexander: Nein. Mir ist noch nichts Negatives aufgefallen.

Welcher Körperbereich ist der am meisten beanspruchte eines Pool Spielers?

Alexander: Definitiv die Wirbelsäule, besonders hier die Halswirbelsäule und die Lendenwirbelsäule und das Beckengelenk (ISG).

Das Break beim Pool Billard ist der explosivste Bewegungsablauf in einem Match, siehst Du dort irgendwelche Gefahren?

Alexander: Das ist sehr abhängig wie viel“ Körper“ eingesetzt wird. Ich kenne zumindest einen Spieler bei dem dieses zu Problemen geführt hat. Es ist eine sehr individuelle Sache und kann aus der Ferne nicht beurteilt werden. Wenn jedoch Probleme auftreten die es nur beim Break gibt, dann sollte man natürlich daran arbeiten mit einem PT und Trainer das Problem aus der Welt zu schaffen.

Ein wichtiges Thema für mich als Trainer und Spieler ist das Schuhwerk. Kaum  jemand macht sich darüber Gedanken. Hauptsache Schick ist das Motto von fast allen. Ich denke dass dies ein enorm wichtiger Punkt ist. Wie denkst Du darüber und was empfiehlst Du?

Alexander: Ich sehe das Schuhwerk als einen sehr wichtigen Punkt an, den man spart ja (zumindest ich) auch nicht an den Reifen eines Autos! Ich empfehle hier richtige SPORTSCHUHE die auch an den Fuß des Sportlers passen. Hier ist eine Mischung aus Dämpfung und Stabilität gefordert. Zuviel Dämpfung lässt den Stand schwammig werden und zu viel Stabilität (Härte) geht zu Lasten der Gelenke. Der MIX macht es. Über Schuhe die bis über den Knöchel reichen (wie im Boxsport) sind evtl. zu empfehlen, leider gibt es da noch keine Erfahrungen von Sportlern die solche Schuhe beim Billardspielen getragen haben , da Sportschuhe im Boxstil sehr rar sind und auch lange nicht ins Reglement gepasst haben.

Viele Deutsche Nachwuchsspieler die von Kindesbeinen an trainiert wurden wirken nach außen hin wie Roboter. Ist das nicht sehr unnatürlich und womöglich auch ungesund?

Alexander: Aus therapeutischer Sicht, und nur so sehe ich dieses Thema, ist wie ich finde auch für den Körper ein gesunder Mix aus Roboter und Feeling am Tisch das Beste. Ich persönlich finde die Mitte zwischen dem Technikleitbild der DBU und dem Spielstil der Philippinos (rudern) durchaus als sehr effektiv. Denn manche Bälle muss man einfach so reinschießen wie man sich dabei wohl fühlt….ob man da jetzt ein wenig rudert ist Zweitrangig, solange man in einer GERADEN den Queue nach vorne durchbeschleunigt (und das machen alle Philippinos!!) ist alles okay.

Allerdings ist es so das statisches Billard mehr den Körper fordert (Haltearbeit) als ein reiner Philippino Stil. Beides hat körperliche Vor- und Nachteile.

Eines muss man jedoch festhalten, diese Spieler die so „Robotermäßig“ spielen gehören auch zu den erfolgreichsten Billardsportlern!

Natürlich werde ich mich als Therapeut nie in die Arbeit eins qualifizierten Trainers einmischen, denn wenn ein PT einem Trainer erzählt wie er einen zukünftigen Profi an den Tisch stellt, dann ist das in etwa so als ob der Trainer mir sagt wie ich Schmerzen in der Lendenwirbelsäule behandeln muss!

Denn jeder Hochleistungssport fordert den Körper über das gesunde Maß hinaus. Hochleistungssport ist nicht gesund, der Körper wird dem Sport untergeordnet. Und damit das lange Zeit gut geht kommen natürlich wir PT´s ins Spiel, um auftretende Probleme gleich wieder zu beheben.

Es gibt wohl kaum komplexere Bewegungsabläufe als im Pool Billard! Teilst Du diese Meinung?

Alexander: Naja, es gibt durchaus Sportarten bei denen es auch auf jeden Millimeter ankommt (Darts, Bogenschießen z.B.) Aber Billard ist in der Kategorie Auge/Handkoordination mit Abstand das anspruchsvollste was man so machen kann!

Und zu guter Letzt bitte ein Statement zu Sixpockets.de!

Alexander: Durch deine Seite bin ich immer über Turniere gerade weltweit immer auf dem Laufenden. Das ist echt genial…..ich habe diese Seite als RSS abonniert, da sie mir seit Beginn an wertvolle Informationen bietet. Auch optisch ist die Seite für meinen Geschmack genial:

Aufgeräumt, übersichtlich, tolle Schrift und sehr Web 2.0 designt. LOVE IT!!

Ein paar freie Worte für dich und ein Abschluss Satz:

Ich möchte mich besonders bei meinem Billardverein BC 93 Neumarkt bedanken, für die vielen tollen Erfahrungen an und neben dem Tisch. Außerdem ein großes Danke an folgende Personen die mir im Billard besonders nahe stehen:

Ursula Reith

Das gesamte TOP Team vom BBV

und meiner ganzen Familie

„The greatest pleasure in Life is doing what people say you cannot do!!

Ich Danke Dir für das Interview und wünsche Dir alles Gute für Deine weiteren Aufgaben!

Fakten und Kontaktinformationen Alexander Stritt

Praxisadresse:
Physiotherapie Beratzhausen
Alexander Stritt
Herzog-Albrechtstr. 15
93176 Beratzhausen

Kontaktdaten:
praxis@physio-as.net
Tel. 015122900895 (Handy)
Tel. 09493/9516414 (Praxis)
Physiotherapeut
Masseur/med. Bademeister
Sportphysiotherapeut des VPT´s
Dorn Therapeut
Kinesio Taping Instructor
Kiefergelenkstherapeut
Lymphdrainage Therapeut

Facebookgruppe: Physiotherapie Beratzhausen – hier kann man Alexander quasi „On Air“ ansprechen 🙂

Berufliche Spezialisierung:
Kniegelenk
Kiefergelenk
Kognitiv Koordinatives Training mit dem Pezziball
Stabilisationstraining
Prävention
Sportphysiotherapie

Sportphysiotherapeutische Tätigkeit:
Sportphysiotherapeut der deutschen Billard Nationalmannschaft
Sportphysiotherapeut des Bayrischen Billard Verbandes
Zuständig für die Kadereingangsuntersuchungen im Jugendkader des bayrischen Billardverbandes

Leiter der motorischen Grundausbildung im Koordinativ kognitivem Training des Bayrischen Billardverbandes.

Trainerscheine:
VDNOWAS Nordic Walking Trainer
Trainerassistent im Billardsport

Dies hier ist mein Angebot für alle in der Billard Area gelisteten Spieler:
1. Alle Mitglieder, Trainer und Funktionäre Ihres Vereins erhalten 20% auf alle Leistungen in meiner Praxis. (Tape Verbände, Kinesio Tape, Koordinationstraining und natürlich Krankengymnastik, Massagen und Lymphdrainagen.)
2. bei akuten Dingen wie Verletzungen etc. biete ich Ihnen einen Sofort Service an, d.h. das man am gleichen Tag bei mir in der Praxis noch einen Termin bekommt. Egal zur welcher Uhrzeit. Auch nach den allgemeinen Öffnungszeiten.
3. Falls gewünscht bin ich in kritischen Situationen bei Ihnen im Verein, um die Sportler aktiv zu begleiten.
4. Ich berate und betreue alle Ihre aktiven Sportler, in jeglichen Gesundheitsfragen wie zum Beispiel in der Frage ab wann der Sportler wieder einsatzbereit ist ohne das Folgekomplikationen entstehen.
Natürlich ist es bei uns auch möglich ganz normal sich über ein Kassenrezept behandeln zu lassen, auch hier gilt meine sofortige Terminzusage sofern das Mitglied das an der Anmeldung/ im Telefonat erwähnt.

…und hier mit „The Terminator“ Niels Feijen

Wo ist das Kommentarfeld?

Haben wir abgeschaltet. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass aus den Kommentaren direkt auf der Website selten ein Gespräch entsteht, da man nicht mitbekommt, wenn auf den Kommentar geantwortet wurde. Also: Wenn Du uns Feedback zu unseren Beiträgen geben willst (worüber wir uns sehr freuen), dann schreib uns entweder eine Mail oder teile den Beitrag auf Facebook, Twitter oder sonstwo und markiere uns, damit wir das mitbekommen. Dann können wir uns dort unterhalten, wo sich Leute eben heute unterhalten. Und nicht in unserem verödeten Kommentarbereich. Danke!

1 Kommentar

  1. Sehr gutes Interview, aber irgendwie wirken die antworten des PT ein wenig abgehoben 🙁 sorry, wirkt leider so auf mich!

    Gruss
    Helena

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