English Just in (by the) Time

Ein kleiner Technikblog zum Thema Deflection (Versatz). Das ganze wurde von Volker Hellner, einem guten Freund und Vereinskollegen von mir, ausgearbeit. Wie ich finde hat er etwas doch recht erstaunliches dabei herausgefunden. Aufgrund seiner beruflichen Basis ist er wie geschaffen dafür solche technischen Dinge zu erklären. Als er mich vor einigen Wochen damit konfrontierte war ich vom Ergebnis durchaus überrascht, aber zugleich auch ziemlich beeindruckt. Sicherlich ist einiges an Kenntnis und technisches Know How nötig um seinen Ausführungen zu folgen. Sollte es Unklarheiten geben so könnt Ihr gerne hier einen Kommentar hinterlassen oder Euch direkt mit Volker über Facebook in Verbindung setzen. Mehr einleitende Worte möchte ich erstmal nicht formulieren, der Inhalt soll letztendlich für sich sprechen. Ich kann nur folgendes abschließend sagen, er weiß wovon er spricht und es funktioniert. Kurz möchte ich noch den Zeigefinger heben, um gutes Billard spielen zu können ist nicht wirklich sehr viel Seiteneffet von nöten, oft wird es übertrieben und deshalb ist das Deflection Thema auch so ein großes 😉 Viel Spaß beim lesen und am Ende gibt es noch ein tolles kleines Video dazu!

English Just in (by the) Time

Versatz oder Deflection engl. treibt Billardspieler oft zur Verzweiflung. Wenn wir gezwungen sind, viel Versatz zu riskieren steht die Partie oft auf Messers Schneide. Wie sehr uns dieses Problem quält, erkennt man schon daran wie bedenkenlos viele Spieler auf einen low deflection Shaft umsteigen, ohne nach Hit, Dosierbarkeit oder Preis zu fragen. Daher möchte ich heute eine Beobachtung mit Euch teilen, die Versatz zwar nicht komplett aus unserem Spiel entfernt, ihm in einigen Situationen aber den Schrecken nimmt. Dabei geht es wie der Titel schon verrät um die Uhr und Effet. Versatz kann durch die Kombination mit der richtigen Menge Nachlaufeffet fast auf Null reduziert werden. Dabei spielt die Art des Queues keine Rolle. Gut wir können nicht immer Nachlauf einbauen, aber eben doch oft.

Da ich annehme jetzt Euer Interesse geweckt zu haben, kommen wir zur genauen Beschreibung. Um die optimale Menge Nachlaufeffet zu erklären bediene ich mich den Effetleveln die man erreicht, wenn man bei Speed 2 und normaler Durchgängigkeit um ein zwei oder drei Pommeranzen seitlich aus der Mitte trifft.

Skizze 1: Die Anspielpunkte für die Effetlevel

Um die Richtung zu beschreiben in der man Nachlaufeffet zugeben muss, verwende ich Uhrzeiten auf einem Zifferblatt. Dabei bedeutet genau oben 12 Uhr und dann werden die Richtungen in 30° Schritten stundenweise unterteilt. Der Spielball stellt hierbei unser Zifferblatt dar. Für Level 1 Rechtseffet geht man mit dem Tip (Pomeranze) aus der Mitte der Weißen Kugel  auf 1 Uhr zu, bis man 1 Pomeranze seitlich aus der Mitte ist. Um Level 2 zu spielen geht man auf 2 Uhr zu, bis man 2 Pommeranzen aus der Mitte ist. Für Level 3 bewegt man sich auf kurz vor drei zu. Für die drei Level als Linkseffet spielt man spiegelverkehrt auf 11, 10 und kurz nach 9. Denkt bitte daran, dass ich von einer Reduzierung spreche und nicht von Zauberei. Oberhalb von Effet Level 2 entsteht so viel Versatz, dass dieser Trick hier mit steigendem Effet nicht mehr ins Gewicht fällt.

Skizze 2: Dem „Uhrzeiger„ auf 1 Uhr für Level 1 und auf 2 Uhr für Level 2 gefolgt

Wichtig:

Je weniger sich die Weiße dem Losrollen widersetzt, desto weniger seitliche Kraft entsteht, damit die Verdrängung und damit der Versatz! (Ein „steiles Queue“ ist also auch aus dieser Hinsicht eine Katastrophe)

Spielt mal Level 2 Rechtseffet auf 4 Uhr und Ihr werdet sofort sehen und spüren was ich meine. Achtet bitte darauf ob Ihr spüren könnt wie viel mehr Kraft man auf 4 Uhr braucht als auf 2 Uhr. Genau diese Kraft die man auf 2 Uhr weniger braucht macht den Unterschied im Versatz. Diese Kraftdifferenz ist durch die Reibung auf dem Tuch bedingt. Der Effet-Rückkläufer dreht sich nämlich erst gegen seine Laufrichtung und verursacht mehr Reibung die Ihr mit Eurem Queue überwinden müsst.

Die Weiße Kugel rollt dann besonders leicht los, wenn man sie so anstößt, dass sie sofort um die schräge Rotationsachse dreht. Den Punkt den man dafür benötigt findet man, indem man vom Mittelpunkt der Weißen im rechten Winkel zur gedachten Rotationsachse nach außen geht. Diese Linie hat nämlich den optimalen Hebel um die Weiße in die „Schräglage“ zu befördern. Anspielpunkte außerhalb dieser Line bewirken eine Art Taumeln des Balls bevor er in seine natürliche Position kippt. Dieser Linie auf die Uhrzeit zu folgt man so lange bis man weit genug seitlich aus der Mitte ist für den gewünschten Effet. Ein Ball ohne Effet hat diese Orthogonale zur Rotationsachse auf 12 Uhr. Wenn die Rotationsachse mit jedem Effetlevel um ca. 30° dreht, folgt die Orthogonale die ich hier mal Uhrzeiger nennen möchte dieser Drehung.

Als Beispiel nehme ich Level 1 Linkseffet. Die Rotationsachse dreht bei Linkseffet Level 1 um 30°linksherum und damit auch der „Uhrzeiger“ von 12 auf 11 Uhr. Die Möglichkeit die Uhr als Vorstellungshilfe zu nehmen, ist also nur ein glücklicher Zufall. Das die Orthogonale etwa um so viel Winkel pro Effetlevel rotiert wie ein Uhrzeiger während einer Stunde hat keinen tieferen Zusammenhang.

Ihr könnt selber ausprobieren wie stark der Effekt bei Euch ist. Spielt einfach die weiße Kugel mit einem Level 2 Rechtseffet vom Kopfpunkt möglichst gerade die Mittellinie entlang über den Fußpunkt und beobachtet den Treffpunkt an der Bande. Das führt ihr auf den „Uhrzeiten“ 2, 3 und 4 Uhr durch. Versucht bitte mit Level 2 Speed zu spielen und die Weiße nicht anzustupsen sondern wirklich zu stoßen.

Die Menge Versatz die Ihr so umgehen könnt, variiert etwas abhängig vom Material. Wie sich der Effekt in Zahlen ausdrückt ist auch nicht wichtig. Wichtig ist : Diese Methode reduziert Versatz deutlich spürbar.

An dieser Stelle möchte ich Euch nun für Eure Geduld beim lesen danken. Manche von Euch werden hier zu viel Theorie gefunden haben und andere zu wenig.

Euch allen wünsche ich viel Spass bei meinem kleinen Begleitvideo und viel Erfolg dabei diese Beobachtung selbst umzusetzen.

Viel Spaß beim Spiel,

Volker Hellner


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5 Kommentare

  1. Hi, anfangs hatte ich einige Schwierigkeiten dem ganzen zu folgen 😉 hab es ausprobiert und ist wirklich erstaunlich. Mir hat es ne Menge gebracht, feine Sache! Danke dafür 🙂

    Grüße aus Münster
    Christopher

  2. Hallo Sixpockets 🙂 besten dank für den tollen Artikel! Und nen unbekannten Gruß an Volker.
    Lieben Gruß, Konny

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